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Deutscher Rheumatologiekongress 2025

53. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie und Klinische Immunologie (DGRh)
39. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh)
17.-20.09.2025
Wiesbaden


Meeting Abstract

Schwangerschaftsverläufe und -komplikationen bei Frauen mit systemischem Lupus erythematodes – Vergleich von Register- und Krankenkassendaten

Yvette Meissner 1,2
Johanna Callhoff 1
Tatjana Rudi 1
Carlo Veltri 1
Tanja Ellmann 1
Peer Aries 3
Birgit Arndt 4
Cornelia Glaser 5
Isabell Haase 6,7
Jörg Henes 8
Ursula Marschall 9
Jutta Richter 10
Annika Spindler 11
Rebecca Fischer-Betz 10
Anja Strangfeld 12
1Deutsches Rheuma-Forschungszentrum Berlin (DRFZ), Programmbereich Epidemiologie und Versorgungsforschung, Berlin
2Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie der Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin
3Immunologikum Hamburg, Hamburg
4Deutsche Rheuma-Liga, Sankt Augustin
5Universitätsklinikum Freiburg, Klinik für Rheumatologie und Klinische Immunologie, Freiburg
6Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, III. Medizinische Klinik und Poliklinik, Sektion Rheumatologie und entzündliche Systemerkrankungen, Hamburg
7Klinikum Bad Bramstedt GmbH, Klinik für Rheumatologie und Immunologie, Bad Bramstedt
8Universitätsklinikum Tübingen, Zentrum für Interdisziplinäre Rheumatologie, klinische Immunologie und Autoimmunerkrankungen, Tübingen
9Barmer, Abteilung Medizin und Versorgungsforschung, Wuppertal
10Klinik für Rheumatologie & Hiller Forschungszentrum Rheumatologie, UKD, Medizinische Fakultät, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Düsseldorf
11Deutsche Rheuma-Liga, Wuppertal
12Medizinische Klinik mit Schwerpunkt Rheumatologie und Klinische Immunologie, Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin

Text

Einleitung: Schwangerschaften von Frauen mit systemischem Lupus erythematodes (SLE) haben ein höheres Risiko für mütterliche und kindliche Komplikationen [1]. Die vorliegende Studie untersuchte Komplikationsraten in zwei Datenquellen: im Schwangerschaftsregister Rhekiss und in Abrechnungsdaten der BARMER Krankenkasse.

Methoden: In das bundesweite, multizentrische, webbasierte Rhekiss-Register werden Frauen mit verschiedenen entzündlich-rheumatischen Erkrankungen eingeschlossen, wenn sie eine Schwangerschaft planen oder bereits schwanger sind. Daten werden von behandelnden Rheumatolog:innen sowie Patientinnen zu regelmäßigen Messzeitpunkten dokumentiert. Für diese Analyse wurden Frauen mit SLE und einer Einlingsschwangerschaft zwischen 2015–2023 untersucht. Aus den BARMER-Abrechnungsdaten wurden Frauen im Alter von 18–55 Jahren mit ≥2 ambulanten oder ≥1 stationären SLE-Diagnose(n) innerhalb von 12 Monaten in den Jahren 2005–2023 ausgewählt. Einlingsschwangerschaften/-geburten wurden über ICD-10-Codes, Gebührenordnungs-positionen des einheitlichen Bewertungsmaßstabes und Operationen- und Prozedurencodes identifiziert [2]. Komorbiditäten wurden im Kalenderjahr vor Empfängnis und Schwangerschaftskomplikationen zwischen geschätzter Empfängnis und 8 Wochen nach Schwangerschaftsausgang untersucht. Alle Daten wurden deskriptiv analysiert.

Ergebnisse: Insgesamt wurden 1.205 Einlingsschwangerschaften ausgewertet, n=325 aus den Register- und n=880 aus den Abrechnungsdaten. Das Alter der Frauen war in beiden Datenquellen vergleichbar (Tabelle 1 [Tab. 1]), aber die Frauen aus dem Register wiesen eine höhere Krankheitslast auf, mit längerer Krankheitsdauer und häufigerem Vorkommen von Autoimmunthyreoiditis, Antiphospholipid-Syndrom und Glomerulonephritis. Während Schwangerschaftskomplikationen wie Präeklampsie/HELLP häufiger in den Abrechnungsdaten registriert wurden (11,3% vs. 2,8%), zeigten die Registerdaten eine höhere Fehlgeburtenrate (5,6% vs. 0,2%), Tabelle 2 [Tab. 2]. Der Anteil an Lebendgeburten war vergleichbar (93% vs. 94%).

Table 1: Charakteristika der Schwangerschaften.

Table 2: Schwangerschaftskomplikationen und -ausgang.

Schlussfolgerung: Beide Datenquellen haben individuelle Vor- und Nachteile. Das Rhekiss-Register umfasst detaillierte klinische Informationen und repräsentiert eine von Rheumatolog:innen betreute Population, mit meist geplanten Schwangerschaften und aktiver Schwangerschaftsberatung (78%). Im Gegensatz dazu bieten Abrechnungsdaten eine breitere, bevölkerungsbezogene Perspektive, dafür aber keine klinischen Details.

Die Register-Patientinnen zeigten eine höhere Krankheitslast, erzielten aber dennoch günstige Schwangerschaftsoutcomes, was möglicherweise auf eine optimale Versorgung und eine gut kontrollierte Krankheitsaktivität zurückzuführen ist (mittlere Krankheitsaktivität [Arzt-berichtet, 0–10]: 1,5±1,4). In den Abrechnungsdaten waren Schwangerschaftskomplikationen häufiger. Die ähnliche Lebendgeburtenrate in beiden Datenquellen zeigt, dass ein guter Schwangerschaftsverlauf und -ausgang auch bei SLE-Patientinnen mit schwerer Erkrankung möglich ist.

Weitere geplante Analysen umfassen SLE-Therapien, Inanspruchnahme von Fachärzt:innen und neonatale Charakteristika, um die Auswirkungen der Versorgung auf Unterschiede in den Ergebnissen besser zu verstehen.


Literatur

[1] Bundhun PK, Soogund MZ, Huang F. Impact of systemic lupus erythematosus on maternal and fetal outcomes following pregnancy: A meta-analysis of studies published between years 2001-2016. J Autoimmun. 2017 May;79:17-27. DOI: 10.1016/j.jaut.2017.02.009
[2] Mikolajczyk RT, Kraut AA, Garbe E. Evaluation of pregnancy outcome records in the German Pharmacoepidemiological Research Database (GePaRD). Pharmacoepidemiol Drug Saf. 2013 Aug;22(8):873-80. DOI: 10.1002/pds.3467