65. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie
65. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie
Klinodaktylie bei Brachymesophalangie: Auswertung der Epiphyseolyse nach Vickers
Text
Fragestellung: Die Klinodaktylie ist eine angeborene seitliche Abwinklung eines Fingers, meist des Kleinfingermittelglieds (Deltaphalanx) mit radialer Abweichung, häufig beidseitig und autosomal-dominant vererbt. Sie kann isoliert oder im Rahmen komplexer Fehlbildungssyndrome auftreten. Ursache ist eine Fehlbildung des Mittelglieds, bei der eine longitudinal-bogenförmig verlaufende Epiphyse („longitudinal epiphyseal bracket“) die Gelenkanteile verbindet und eine schräge distale Gelenkfläche sowie die typische Abwinklung hervorruft. Bei einer Fehlstellung von >30° kann es zu einem Über- bzw. Unterschlagen des Fingers kommen, der das Greifen stören kann.
Nachdem Jahre lang nur Korrekturosteotomien zur Verfügung standen, hat Vickers bereits 1985 propagiert, die atypische Wachstumsfuge zu durchtrennen, Fett zu interponieren um eine Aufrichtung zu ermöglichen. Bis 2016 wurde diese Technik wie in der Originalarbeit beschrieben bei uns durchgeführt, seit 2016 ohne Fett-Interposition. Wir führen die Operation mit 3–6 Jahren durch- da wir dann ausreichend sicher die atypische Wachstumsfuge identifizieren können und noch ausreichend Wachstumspotential haben.
Können nun auch unsere Langzeitwerte der Vicker’s Prozedur ohne Fettinterponat eine gute Aufrichtung zeigen?
Methodik: In dieser Studie haben wir unsere mit dieser Technik versorgten Patienten mit isolierter Klinodaktylie des Kleinfingers herausgesucht. Eingeschlossen wurden Fälle, bei denen mindestens eine auswertbare Röntgenkontrolle präoperativ und ein Jahr postoperativ vorlag.
Insgesamt konnten wir 70 Finger bei 36 Patienten in diese Studie aufnehmen.
Das Durchschnittsalter bei Operation lag bei 5,3 Jahren die Nachuntersuchungszeit bei 3 (1–11) Jahre.
Patienten mit einer Aufrichtung von weniger al 10% wurden als nonresonder angesehen.
Bei 36 Fingern von 18 Kindern wurde Fett interponiert.
Ergebnisse: Der Winkel präoperativ lag im Median bei 35° (22°- 63°).
Postoperativ lag der Winkel im Median bei 19° (2-48°) lediglich 10 Patienten hatten noch einen Wert >30°, 1 Patient über 40 Grad. 8 dieser Patienten waren nonresponder.
Die größte Aufrichtung sahen wir bei allen Kindern, unabhängig des Alters, innerhalb des ersten Jahres. Die Durchschnittliche Aufrichtung nach 1 Jahr bei 10°.
Schlussfolgerung: Die Resektion der atypischen Wachstumsfuge nach Vickers ist eine schnelle und einfache Technik mit der in den meisten Fällen eine ausreichende Korrektur der Klinodaktylie erreicht werden kann.
Im Alter von 3 bis 6 Jahren kommt es zu einer sicheren Aufrichtung, einer frühere Operation hat keine Vorteile.
Bei ungenügender Aufrichtung ist eine Korrekturosteotomie zum Wachstumsabschluss möglich.
Die in der Originalarbeit beschriebenen Fettinterposition hat keinen wesentlichen Einfluss auf die Aufrichtung.



