65. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie
65. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie
Ist eine Unterarmamputation als ultima ratio bei CRPS infolge einer Resektionsarthroplastik bei Rhizarthrose ein Behandlungsfehler oder eine Alternative? 9-Jahres-Follow up (Fallbericht)
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Fragestellung: Die Rhizarthrose ist ein Krankheitsbild, welches es in der handchirurgischen Sprechstunde regelmäßig zu behandeln gilt. Es zählt mit ca. 10% zu den häufigsten Arthrosen an der Hand. Frauen werden davon häufiger betroffen als Männer. Betroffen sind die verschiedensten Berufsgruppen, von der Hausfrau über Schreibkräfte bis hin zum schwer arbeitenden Handwerker. Die Behandlungen sind weitestgehend standardisiert. Sie reichen von verschiedenen konservativen bis zu diversen operativen Therapien und werden in der Regel stadiengerecht durchgeführt. Häufigste Komplikationen sind Proximalisierungen des 1. Strahles bei den Resektionsarthroplastiken, Prothesenlockerungen und -ausbrüche sowie Pseudarthrosen im Rahmen von Arthrodesen.
Methodik: In dem vorgestellten Fall kam es nach kurzem postoperativem Intervall, infolge einer Resektions-Interpositionsarthroplastik (RIAP) nach Lundborg zur Ausbildung eines schweren CRPS. Trotz frühzeitig eingeleiteter Therapie mit Schmerztherapie, Physiotherapie, drei stationären Reha-Aufenthalten sowie Psychotherapie stellte sich keine Besserung der Beschwerden ein. Es resultierte ein stark schmerzhafter, atropher und funktionsloser Unterarm. Solche „Majorkomplikationen“ sind glücklicherweise eher selten, können aber auftreten.
Die Patientin war aufgrund der Beschwerden deutlich eingeschränkt im privaten, wie im beruflichen Leben und aufgrund dessen schließlich suizidgefährdet. Eine psychotherapeutische Behandlung fand deshalb begleitend statt.
Ergebnisse: Da sie die funktionslose Hand nicht mehr ihrem Körper zugehörig fühlte, wünschte sie ausdrücklich die Unterarmamputation. Diese wurde, nach mehrmaligen ausführlichen Gesprächen, 2017 durchgeführt. Trotz dieser Einschränkung ist die Patientin auch 9 Jahre nach dem Eingriff zufrieden und hat an Lebensqualität gewonnen.
Schlussfolgerung: Auch wenn laut Literatur 95–98% der Patienten mit CRPS erfolgreich behandelt werden können, verbleibt ein geringer Teil des Patientengutes mit bleibenden Beschwerden. Ist die Unterarmamputation auf ausdrücklichen Wunsch eines Patienten, als ultima ratio eine Therapieoption oder ein Behandlungsfehler?