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Annual Meeting of the Society of the Ophthalmologists of Saxony – SAG 2025

Sächsische Augenärztliche Gesellschaft
28.-29.11.2025
Dresden

 
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Meeting Abstract

Telemedizinisches Screening zur Absicherung der augenärztlichen Versorgung im ländlichen Raum – erste Ergebnisse des Pilotprojekts Zörbig

Tobias Duncker 1
S. Korth 1
1Halle/Saale

Text

Ziel: Der Facharztmangel in der Augenheilkunde erreicht in verschiedenen Regionen Mitteldeutschlands kritische Ausmaße, besonders im ländlichen Raum. In Sachsen-Anhalt sind aktuell 8,5 Augenarztsitze unbesetzt. Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und einer alternden Gesellschaft wird sich diese Situation weiter verschärfen. Das Pilotprojekt Zörbig evaluiert den Einsatz eines KI-gestützten telemedizinischen Screening-Systems (EyeLib, Mikajaki) zur Früherkennung von Augenkrankheiten bei Neupatienten ohne bestehende augenärztliche Anbindung als Ergänzung zu bestehenden Versorgungsmodellen.

Methode: In der Zweigpraxis Zörbig des Instituts für Augenheilkunde Halle wird an Tagen ohne fachärztliche Besetzung ein strukturiertes telemedizinisches Screening durchgeführt. Einschlusskriterien sind subjektive Sehverschlechterung und fehlende augenärztliche Anbindung. Das Screening umfasst Anamnese, Visustest und automatisierte Messungen mit dem EyeLib-System einschließlich objektiver Refraktion, Pachymetrie, Hornhauttopographie, berührungsloser Tonometrie, OCT (anterior/posterior) und Fundus-Fotographie zur Detektion von Glaukom, diabetischer Retinopathie, altersbedingter Makuladegeneration und weiteren Pathologien sowie einen standardisierten Fragebogen zur Studienevaluation. KI-basierte Algorithmen erstellen umfassende Vordiagnosen, die von Augenärzten der Hauptpraxis zeitversetzt validiert und triagiert werden.

Ergebnis: Die Pilotstudie läuft seit Mai 2025. Erste Daten werden präsentiert zu Anzahl der gescreenten Personen, Häufigkeit behandlungsbedürftiger Befunde mit Einbestellung in die reguläre Sprechstunde, Art der detektierten Pathologien sowie Patientenakzeptanz und -zufriedenheit basierend auf dem standardisierten Fragebogen.

Schlussfolgerung: Das telemedizinische Screening könnte eine wichtige Ergänzung zur traditionellen Versorgung darstellen. Es kann helfen, Versorgungslücken zu schließen, die entstehen, wenn Praxissitze beim Übergang der Kollegen in den Ruhestand nicht nachbesetzt werden können. Das Pilotprojekt evaluiert die Integration des EyeLib-Systems in eine periphere Praxis mit angeschlossener Versorgung durch die Hauptpraxis. Ähnliche strukturelle Herausforderungen bestehen in verschiedenen Regionen Mitteldeutschlands. Die Entwicklung flexibler telemedizinischer Systeme mit entsprechenden Abrechnungsmöglichkeiten könnte eine wichtige Säule zukünftiger Versorgungsmodelle werden. Entscheidend ist die gemeinsame Entwicklung funktionierender Systeme sowie die koordinierte Zusammenarbeit mit Politik und Kostenträgern, um deutschlandweit die Rahmenbedingungen für moderne und flexible Versorgungsstrukturen zu schaffen.