Annual Meeting of the Society of the Ophthalmologists of Saxony – SAG 2025
Jahrestagung der Sächsischen Augenärztlichen Gesellschaft – SAG 2025
Visusminderung im Rahmen einer akuten Pankreatitis
Text
Ziel: Die Purtscher-ähnliche Retinopathie ist eine seltene Komplikation systemischer Erkrankungen wie akuter Pankreatitis. Ziel dieser Fallpräsentation ist die Darstellung des klinischen Verlaufs und die Abgrenzung gegenüber anderen Ursachen makulärer Veränderungen.
Methode: Ein 39-jähriger Patient stellte sich am 06.08.2025 mit beidseitiger Visusminderung vor, die seit dem 15.07.2025 nach akuter Pankreatitis bestand.
Diagnostik: Funduskopie, OCT und Fluoreszeinangiographie. Differenzialdiagnostisch wurden neben Purtscher-ähnlicher Retinopathie auch andere Ursachen eines Makulaödems berücksichtigt, insbesondere Makula-Teleangiektasie Typ 2 (MacTel2). Neueste Entwicklungen zeigen, dass für MacTel2 mittlerweile die erste von der FDA zugelassene gentherapeutische Behandlung (revakinagene taroretcel-lwey) verfügbar ist, welche den Verlust von Photorezeptoren verlangsamt und die Sehfunktion erhält. Therapeutische Optionen wie intravitreale Anti-VEGF-Therapie wurden diskutiert.
Ergebnis: Die Erstuntersuchung zeigte Cotton-Wool-Herde, harte Exsudate und zystoides Makulaödem beidseits. OCT bestätigte das bilaterale Makulaödem. Die Fluoreszeinangiographie vom 14.08.2025 ergab peripapilläre und perifoveale Hyperfluoreszenz mit Leckage, jedoch keine Ischämie. Befunde waren nicht vereinbar mit MacTel2, sodass Purtscher-ähnliche Retinopathie als wahrscheinlichste Diagnose verblieb. Im Verlauf zeigte sich partielle Spontanbesserung mit Rückgang intraretinaler und subretinaler Flüssigkeit. Der Patient wählte zunächst engmaschige Beobachtung statt Anti-VEGF-Therapie.
Schlussfolgerung: Purtscher-ähnliche Retinopathie kann mit Makulaödem und signifikanter Visusminderung einhergehen, zeigt jedoch teilweise Spontanbesserungen. Sie sollte bei akuter Visusminderung und systemischen Erkrankungen wie akuter Pankreatitis früh erkannt werden. Bevacizumab stellt insbesondere bei ausgeprägtem Makulaödem eine pathophysiologisch fundierte, vielversprechende Therapieoption dar. Da keine standardisierte Behandlung existiert, ist die Beobachtung bei spontaner Visusverbesserung und Rückgang des Ödems im OCT angemessen. Eine aktuelle Übersichtsarbeit unterstützt diese Strategie. Die Differenzialdiagnose MacTel2 ist entscheidend, da neue zugelassene Therapieoptionen wie revakinagene taroretcel-lwey unterschiedliche Behandlungsstrategien erfordern.



