Annual Meeting of the Society of the Ophthalmologists of Saxony – SAG 2025
Jahrestagung der Sächsischen Augenärztlichen Gesellschaft – SAG 2025
Vitrektomie bei proliferativer diabetischer Retinopathie
Text
In Deutschland sind gegenwärtig 8,9 Millionen Menschen an einem Diabetes mellitus erkrankt, davon entfallen 95,5% auf einen Typ-2-Diabetes. Insbesondere der Anstieg der Inzidenz unter den 20- bis 40-Jährigen ist alarmierend. Die okulären Folgeerkrankungen bedrohen mit dem diabetischen Makulaödem die Lesefähigkeit. Die proliferative diabetische Retinopathie (PDR) stellt in den entwickelten Industrieländern die häufigste Erblindungsursache im erwerbsfähigen Erwachsenenalter (in Deutschland mit ca. 700 Neuerblindungen pro Jahr) dar. Neben den Diabetesjahren mit hyperglykämischer Stoffwechsellage sind eine ungenügend regulierte arterielle Hypertonie, eine Dyslipoproteinämie, Rauchen und eine bereits bestehende Nephropathie Risikofaktoren für die Entwicklung einer visusbedrohenden PDR.
Die panretinale Laserkoagulation stellt hier nach wie vor eine wichtige initiale Therapiesäule dar. Der nicht destruktive, gesichtsfeldschonende Ansatz intravitrealer Anti-VEGF-Gaben hat seinen Preis in einer langfristigen bzw. ggf. dauerhaften Therapie mit notwendigen, engmaschigeren Kontrollen. Selten ist die Entwicklung eines Anti-VEGF-Crunch-Syndroms möglich. Additiv – insbesondere unmittelbar (1–3 Tage) vor einer geplanten pars-plana-Vitrektomie (ppV) – ist, hier aufgrund der Reduktion des intraoperativen Blutungsrisikos, die intravitreale Anti-VEGF-Gabe hilfreich.
Indikationen für eine ppV bei PDR sind dichte Glaskörperblutungen ohne Resorptionstendenz, schwere progressive fibrovaskuläre Proliferationen, eine traktive Ablatio retinae mit frischer oder drohender Makulabeteiligung, eine kombinierte traktiv-rhegmatogene Ablatio retinae oder dichte prämakuläre Blutanteile mit deutlicher Sehbeeinträchtigung. Durch den Eingriff können die Glaskörpergrenzmembran als Leitschiene der fibrovaskulären Proliferationen, epiretinale Membranen, vitreoretinale Traktionen und akkumulierte Wachstumsfaktoren entfernt werden; eine Komplettierung der notwendigen panretinalen Laserkoagulation ist möglich. Durch die Wiederanlage der Netzhaut sowie die Entfernung prämakulärer Sanguisanteile besteht die Chance einer Visusverbesserung.
Die Wahl eines ein- oder zweizeitigen Vorgehens, die Art der Narkose, die Größe der Zugangswege (20G–27G), die notwendige Endotamponade am Ende der ppV sowie der erreichbare Visusgewinn sind abhängig von der Ausprägung der Proliferationen und Traktionen sowie der Schwere der retinalen Ischämie. Eine länger bestehende traktive Makulabeteiligung sowie eine deutliche präoperative Rubeosis iridis sind ungünstige prognostische Zeichen.
Innovationen im operativen Setting der ppV sowie die enge Zusammenarbeit zwischen niedergelassenem Augenarzt, Klinik, Diabetologen und Hausarzt werden perspektivisch zu einer weiteren Verringerung der diabetesbedingten Erblindungen beitragen.



