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98. Versammlung des Vereins Rhein-Mainischer Augenärzte


08.11.2025
Darmstadt


Meeting Abstract

Moderne Buckelchirurgie: alte Technik mit neuen Ansätzen

Wen Zhou 1
W.T. Song 1
S. Binder 2
K. Stieger 2
L. Lytvynchuk 1,2
1Gießen
2Wien

Text

Zielsetzung: Die Rolle der Plombenchirurgie im Vergleich zur Pars-plana-Vitrektomie bei der Behandlung der rhegmatogenen Netzhautablösung wird weiterhin kontrovers diskutiert. In dieser retrospektiven, beobachtenden Studie untersuchten wir die Wirksamkeit eines erweiterten visualisierungsbasierten Operationsansatzes, der Chandelier-Beleuchtung (CB), Weitwinkel-Betrachtungssysteme (WWBS), ein digitales 3D-Heads-up-Display (3D) sowie intraoperative optische Kohärenztomographie (iOCT) kombiniert. Unsere Hypothese ist, dass diese Technik eine sichere Alternative zur konventionellen Plombenchirurgie darstellt und insbesondere bei komplexen Fällen – z.B. proliferativer Vitreoretinopathie (PVR) oder pädiatrischer Netzhautablösung – Vorteile bietet.

Methoden: Es wurden 37 Augen (34 Patient:innen) mit rhegmatogener Netzhautablösung eingeschlossen. 27 Augen wurden mittels CB + WWBS + 3D + iOCT operiert (Gruppe 1), 10 Augen mittels konventioneller Plombenchirurgie (Gruppe 2). Primäre Endpunkte waren anatomischer Erfolg, Operationsdauer, Detektion okkulter Netzhautdefekte, Bildfeldvergrößerung, intraoperative anatomische Beurteilbarkeit, ergonomische Bedingungen und Fallkomplexität.

Ergebnisse: Die Netzhaut-Wiederanlage nach einem Monat betrug 89% (24/27) in Gruppe 1 und 90% (9/ 10) in Gruppe 2. Die OP-Dauer war ähnlich (im Durchschnitt 73,8 min vs. 70 min). In Gruppe 1 wurde in 22% der Fälle (6/27 zuvor nicht identifizierte Netzhautrisse erkannt, während in Gruppe 2 keine zusätzlichen Defekte detektiert wurden (p<0,05). Die Bildfeldvergrößerung war in Gruppe 1 deutlich höher (3x–21x vs 2x–4x). Die iOCT in Gruppe 1 ermöglichte eine präzise Einschätzung der Eindrücktiefe und der subretinalen Restflüssigkeit. Die Operationen in Gruppe 1 zeigten zudem ergonomische Vorteile. In Gruppe 1 traten häufiger komplexe Ausgangssituationen auf, darunter PVR A–C (52%) und pädiatrische Netzhautablösungen (22%), während in Gruppe 2 keine PVR-Fälle, jedoch eine höhere Rate pädiatrischer Netzhautablösung (50%) vorlag.

Schlussfolgerungen: Der kombinierte visualisierungsbasierte Ansatz stellt eine effektive Weiterentwicklung der Plombenchirurgie dar. Die verbesserte Darstellung anatomischer Strukturen bietet insbesondere bei komplexer Pathologie Vorteile und kann die Lernkurve verkürzen sowie die Zugänglichkeit der Plombenchirurgie für Nachwuchschirurgen erleichtern.