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Deutscher Rheumatologiekongress 2025

53. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie und Klinische Immunologie (DGRh)
39. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh)
17.-20.09.2025
Wiesbaden


Meeting Abstract

Einfluss der malignen Komorbidität auf die Versorgung von RA-Patient:innen: Erste Fallkontrolldaten zu Diagnosestellung, Krankheitsverlauf und Therapiemanagement

Anouk Lichtenberg 1
Guli Said 1
Dorothea Marx 1
Lukas Geißert 1
Hanns-Martin Lorenz 1
Margarida Souto-Carneiro 1
Karolina Gente 1
1Universitätsklinikum Heidelberg, Innere Medizin V – Hämatologie, Onkologie und Rheumatologie, Heidelberg

Text

Einleitung: Maligne Komorbiditäten haben weitreichende Auswirkungen auf die Versorgung von Patient:innen mit rheumatoider Arthritis (RA). Trotz der hohen Prävalenz von rheumatischen und malignen Erkrankungen in der Allgemeinbevölkerung sind die Wechselwirkungen zwischen beiden Krankheitsentitäten auf klinischer Ebene bisher nur in Ansätzen erforscht. Um diese Lücke zu schließen, wurde 2018 am Universitätsklinikum Heidelberg das MalheuR-Projekt als Registerstudie initiiert. Ziel der hier vorgestellten Subanalyse war es, Unterschiede in Diagnosestellung, Krankheitsverlauf und Therapie zwischen RA-Patientinnen mit und ohne Malignom zu untersuchen.

Methoden: In diese retrospektive Fall-Kontroll-Pilotanalyse wurden jeweils 30 altersgematchte RA-Patientinnen mit Malignom (RA-M) und ohne (RA) eingeschlossen. Untersucht wurden demografische Merkmale, Serostatus, Diagnoseverzögerung, Komorbiditäten, DMARD-Therapien sowie Krankheitsaktivität.

Ergebnisse: Das mittlere Alter bei RA-Erstdiagnose betrug bei RA-M 51,01 vs. 48,99 Jahre. RA-M wiesen höhere Raten an Adipositas (BMI ≥30: 70,0% vs. 20,0%; p<0,01) und (Ex-)Nikotinabusus (70,0% vs. 53,5%) auf. Seropositivität war in der RA-M-Gruppe signifikant seltener (RF: 48,28% vs. 80,0%; p<0,05; Anti-CCP: 44,83% vs. 83,33%; p<0,01). Bei 56,67% der RA-M trat das Malignom erst nach der RA-Diagnose auf. Es zeigte sich ein Trend zu einer längeren Zeitspanne zwischen Erstmanifestation und Erstdiagnose der RA-M (9,24±12,04 vs. 4,10±7,95 Jahre; p=0,138). Allerdings konnte diese Zeitspanne nicht für alle Patientinnen retrospektiv ermittelt werden. Die Erkrankungsdauer zum Cut-off war in der RA-M-Gruppe tendenziell kürzer (13,43±11,66 vs. 17,63±10,01 Jahre; p=0,140). Die durchschnittliche Gesamtzahl der DMARD-Expositionen war geringer (3,8 vs. 5,17; p=0,115). Während nahezu alle Patientinnen (90% vs. 100%) ein csDMARD erhielten, war bei RA-M die Rate an bDMARDs (56,67% vs. 70,0%; p=0,284) und tsDMARDs (23,33% vs. 40,0%; p=0,165) tendenziell niedriger. Die von den Patientinnen berichtete Krankheitsaktivität war bei der letzten Untersuchung vergleichbar (VAS GH: 4,05 vs. 4,41). Das DAS28-CRP war bei RA-M jedoch tendenziell höher (2,66 vs. 2,38; p=0,096).

Schlussfolgerung: Erste Ergebnisse zeigen potenziell relevante Unterschiede in der Versorgung von RA-Patientinnen mit malignen Erkrankungen, insbesondere in Form einer tendenziell späten Diagnosestellung sowie eines unterschiedlichen Therapiemanagements. Der unterschiedliche Serostatus könnte hier ein relevanter Confounder sein. Bis zum Sommer 2025 werden zusätzlich altersgematchte männliche RA-Gruppen analysiert sowie ein zusätzliches Matching nach Krankheitsdauer und Analysen bei Patienten mit diagnostizierter RA nach Malignom ergänzt, um die hier beobachteten Effekte auch hinsichtlich geschlechtsspezifischer Unterschiede zu überprüfen.