German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2025)
Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie 2025 (DKOU 2025)
Kein Zusammenhang zwischen Medialisierung und klinischem Outcome nach MPFL-Plastik und retropatellarer MACT
Text
Zielsetzung und Fragestellung: Die Plastik des medialen patellofemoralen Ligaments (MPFL) stellt den Goldstandard in der Behandlung der patellofemoralen Instabilitäten dar. Dabei kann eine übermäßige Spannung der MPFL- Plastik zu einem erhöhten Anpressdruck im medialen Anteil des Patellofemoralgelenkes mit konsekutiver Einschränkung der Beweglichkeit und Knorpelschädigung führen. Ob generell ein geringes Maß an Medialisierung im Rahmen der MPFL-Plastik herbeigeführt und wie stark diese ausgeprägt sein darf, wurde bis dato nicht analysiert.
Material und Methoden: Eingeschlossen wurden 22 Patientinnen und Patienten, die zwischen Dezember 2015 und Februar 2020 in domo mit einer MPFL-Plastik und retropatellaren MACT-Implantation versorgt wurden. Die durchschnittliche Zeit bis zum Follow-Up betrug 6,0 Jahre (Spanne 3,8–7,9 Jahre). Die Patienten wurden klinisch nachuntersucht und verschiedene Scores (Knee Osteoarthritis Outcome Score (KOOS), Kujala, Norwich Patellar Instability Score) wurden erhoben. Zusätzlich wurde eine Kernspintomographie (Siemens Symphony, 1,5 Tesla) durchgeführt, anhand derer die Medialisierung der Patella als Distanz des Patellafirstes zur Trochlea femoris in der transversalen Ebene bestimmt und der MOCART (Magnetic Resonance Observation of Cartilage Repair Tissue) -Score 2.0 erhoben wurde.
Ergebnisse: Im Durchschnitt wurde die Patella um 0,14 ± 0,42 cm medialisiert (Spanne: -1,07 bis 0,68 cm, negatives Vorzeichen: Medialisierung). Zwischen den erhobenen Scores und dem Ausmaß der Medialisierung zeigte sich kein statistisch signifikanter Zusammenhang. Es zeigte sich keine statistisch signifikante Differenz in den Werten der KOOS- und Kujala-Scores zwischen den Patienten mit und ohne postoperative Medialisierung. Der MOCART-Score zeigte etwas höhere Werte bei Patienten mit Medialisierung ohne statistische Signifikanz.
Diskussion und Schlussfolgerung: Das Ausmaß einer geringgradigen Medialisierung der Patella durch die MPFL-Plastik hat in unserer Studienpopulation keinen negativen Einfluss auf die klinischen und MR-tomographischen Ergebnisse durchschnittlich 6 Jahre nach MPFL-Plastik und MACT. Dementsprechend scheint eine Medialisierung um bis zu 1,07 cm im Rahmen der MPFL-Plastik erlaubt, ohne hierbei negative Auswirkungen auf das funktionelle Ergebnis oder sekundäre Knorpelschäden befürchten zu müssen.



