German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2025)
Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie 2025 (DKOU 2025)
Die Microsoft HoloLens 2 im Kontext der Einsatzchirurgie – Evaluation telechirurgischer Operationsunterstützung mit Augmented Reality
2Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, Septische und Rekonstruktive Chirurgie, Forschungs- und Behandlungszentrum für Septische Defektwunden, Bundeswehrkrankenhaus Berlin, Berlin, Deutschland
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Zielsetzung und Fragestellung: In militärischen Einsatzgebieten bestehen für Chirurgen bei Problemen während operativer Eingriffe aktuell keine Möglichkeiten auf audiovisueller oder interaktiver Ebene mit Kollegen in den jeweiligen Nationen im Inland in Kontakt zu treten, um deren Expertise einzuholen.
Es bestehen allerdings bereits Systeme wie die HoloLens 2, die durch Augmented Reality (AR)-fähige Brillen-gebundene Devices interaktiv eine schnelle und effektive Beratung von Chirurgen im Einsatz durch Fachexperten im Inland möglich machen.
Ziel dieser Studie war es, die Effizienz, Effektivität und Akzeptanz der Verwendung der AR-gestützten HoloLens 2 zur intraoperativen Unterstützung komplexer Operationen durch Einsatzchirurgen zu evaluieren.
Material und Methoden: Dieses Projekt wurde als experimentelle Studie konzipiert. Hierzu wurde ein gut reproduzierbares Laborsetting etabliert, in dem intraoperative telechirurgische Interaktionen zwischen Chirurgen und entfernten Experten getestet, analysiert und bewertet werden konnten.
In einem nachgestellten einsatzchirurgischen Szenario wurden durch Probanden (chirurgisch tätige Assistenzärzte und allgemeinchirurgische Fachärzte) an einem perfundierten Abdomenmodell eine explorative Laparotomie durchgeführt und schließlich eine definierte Gefäßverletzung versorgt werden mit gleichzeitiger Verwendung der HoloLens 2.
Des Weiteren erfolgte die Einrichtung eines telechirurgischen Arbeitsplatzes, über den sich ein supervidierender Experte (Facharzt Allgemeinchirurgie) mit der HoloLens 2 verbinden und somit die Problemlösung unterstützen konnte.
Die Auswertung erfolgte durch Evaluationsbögen für die Probanden und den unterstützenden Experten hinsichtlich verschiedener Kriterien der Handhabung und Kommunikationsmöglichkeiten, mit zusätzlicher Erfassung objektiver Kriterien der technischen Funktionalität und Praktikabilität.
Ergebnisse: An der Studie nahmen 16 Probanden teil (chirurgisch tätige Assistenzärzte n=13 und allgemeinchirurgische Fachärzte n=3). Die Ergebnisse zeigten eine hohe Akzeptanz der Verwendung der HoloLens 2 aufgrund intuitiver Bedienbarkeit nach erfolgter Einweisung und überwiegend gutem Tragecomfort. Beim aktuellen Technikstand war insbesondere die audiovisuelle Interkation maßgeblich für die Operationsunterstützung. Herausforderungen zeigten sich noch in der Präzision grafischer Annotationen, sowie dem Auftreten von Übertragungsverzögerungen. Insgesamt wurde die Erfahrung der interaktiven Operationsunterstützung als positiv bewertet.
Diskussion und Schlussfolgerung: Die Studie zeigt, dass die HoloLens 2 eine praktikable Option für telechirurgische Unterstützungssysteme darstellt und somit großes Potenzial bietet die chirurgische Versorgung in Einsatzgebieten zu verbessern. Dies setzt jedoch eine stabile Telekommunikationsinfrastruktur voraus, was insbesondere in Einsatzgebieten eine besondere Herausforderung darstellt.
Um die Akzeptanz der Anwendung zu steigern, sollten zukünftige Entwicklungen den Tragekomfort optimieren, beispielsweise durch eine Reduktion des Gewichts der Geräte, sowie die Verbesserung der Präzision graphischer Annotationen.
Abbildung 1 [Abb. 1]
Abbildung 1: Evaluation der telechirurgischen Operationsunterstützung mit der HoloLens 2 durch die Probanden



