German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2025)
Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie 2025 (DKOU 2025)
Verbesserung in der Diagnostik von periprotethischen Infektionen durch eine intraoperative Punktion – eine Analyse von 1.700 Fällen
2Abteilung für Tumororthopädie und Revisionsendoprothetik, Orthopädische Klinik Volmarstein, Wetter, Deutschland
3Zentrum für muskuloskelettale Chirurgie, Universitätsklinikum Essen, Essen, Deutschland
4Institut für Medizinische Informationsverarbeitung, Biometrie und Epidemiologie – IBE Ludwig-Maximilians Universität München, München, Deutschland
5Klinik für Tumororthopädie und Sarkomchirurgie, Universitätsklinikum Essen, Essen, Deutschland
Text
Zielsetzung und Fragestellung: Für die Diagnose einer septisch periprotehtischen Infektion (PPI) ist die Gelenkpunktion und Analyse der Gelenkflüssigkeit ein wesentlicher Bestandteil. In der präoperativen Punktion (PP) besteht ein Risiko, dass diese Informationen nicht oder fehlerhaft vorliegen. Es ist jedoch aus einer Vielzahl von Gründen nicht immer möglich eine verlässliche präoperative Punktion zu erzielen. Die vorliegende Arbeit soll prüfen ob und inwieweit eine intraoperative Punktion mit Analyse der Gelenkflüssigkeit (IP) die Diagnostik anhand der EBJS-Kriterien und damit die Therapie verbessern kann.
Material und Methoden: Es wurden 1.730 Fälle (Hüfte n=792, Knie n=938) im Zeitraum von 2014–2022 ermittelt bei denen eine erstmalige Hüft-/Knie-TEP Revisionsoperation im Zentrum durchgeführt wurde. Die Werte für die prä-/intraoperative Leukozyten im Punktat (LiP) und den Anteil der Polymorphkernigen in Prozent (PMN%) wurde für beide Zeitpunkte erfasst. Zusätzlich erfolgte die Analyse des CRP und die mikrobiologischen Proben. Die Einteilung gemäß den EBJIS-Kriterien erfolgte für alle Zeitpunkte (PP/IP) sowie postoperativ mit hinzuziehen der prä- und der intraoperativen Zellzahl (post OP+PP, post OP+IP). Bei der mikrobiologischen Untersuchung erfolgt ein Vergleich der Blutkulturen zu den gesicherten Keimnachweisen (zwei gleiche positive mikrobiologischen Proben).
Ergebnisse: Die Auswertung der Gelenkpunktion bezogen auf die Zellzahlanalyse konnte für PP bei 624, IP bei 1123 und PP mit IP bei 481 Fällen durchgeführt werden. Fehlende Daten lagen bei 464 (Hüfte n=306, Knie n=158) Fällen vor. In der Auswertung zeigte sich die LiP im Mittel für PP/IP mit 7,47/5,23 (SD: 25,1/19,7) hochsignifikant unterschiedlich (p=0.002). Bei Betrachtung der PMN% zeigte sich keine signifikanten Unterschiede (p= 0.252) PP/IP mit im Mittel 39% (SD: 25,1/26,1). Der CRP Wert lag im Mittel bei 1,42 mg/dl (SD: 3,25, range: 0,02–40,2). Gemäß den EBJIS-Kriterien lag ein sicherer PPI in 128 (PP), 194 (IP) und post OP+PP in 321 zu post OP+IP in 355 Fällen vor. Bei der Bewertung des Keimnachweis in den Blutkulturen zu dem gesicherten (n=247) zeigte sich dieser auch in der PP mit n=40 und für die IP bei n=70 Fällen.
Diskussion und Schlussfolgerung: Durch die Ergänzung des Behandlungsalgorithmus einer intraoperativen Punktion ist eine umfassendere Anwendung der EBJIS-Kriterien möglich mit verbesserter Diagnosestellung einer gesicherten Infektion in 19% der Fälle zum Zeitpunkt der IP. Die komplette Etablierung in den Behandlungsablauf sollte geprüft werden um auch für Patienten, die keine oder eine inkonklusive PP bezogen auf die Anamnese oder dem intraoperativen Befund haben, gezielter behandeln zu können. Bei Bedarf kann eine Rückmeldung des Punktatergebnisses innerhalb der laufenden Operation erfolgen und eine Hilfestellung zur Therapieentscheidung bieten.



