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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2025)

Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU), Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC), Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU), Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU)
28.-31.10.2025
Berlin


Meeting Abstract

Aktivierung der Rückenmuskulatur bei alltäglichen Aktivitäten in Abhängigkeit von der statischen Position als potentielle Grundlage für postoperative Mobilisationsprotokolle nach dorsalen Stabilisierungen

Sebastian Decker 1
Alexandra Mende 1
Finn Lampe 1
Nico Bruns 1
Stephan Sehmisch 1
Heiko Koller 2
1Klinik für Unfallchirurgie, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland
2Zentrum für Wirbelsäulen- und Skoliosetherapie, Asklepios Klinikum Bad Abbach GmbH, Bad Abbach, Deutschland

Text

Zielsetzung und Fragestellung: Die mechanische Beanspruchung von Wunden nach offenen dorsalen Mittellinienzugängen im Rahmen spinaler Stabilisierungen ist hoch, unterscheidet sich jedoch mutmaßlich in Abhängigkeit von der Mobilisation. Evidenzbasierte postoperative Mobilisationsprotokolle nach Wirbelsäulenoperationen sind nicht standardisiert etabliert. Daher sollten im Rahmen dieser Studie verschiedene alltägliche Aktivitäten hinsichtlich ihrer muskulären Aktivierung im Bereich des Rückens untersucht werden um zukünftig auf deren Basis postoperative Mobilisationsprotokolle zu entwickeln.

Material und Methoden: Cervikothorakal, thorakolumbal sowie lumbal wurde prospektiv bei 20 freiwilligen gesunden jungen Proband:innen ein Oberflächen-Elektromyogramm installiert. Insgesamt 59 verschiedene alltägliche Bewegungen, welche im Rahmen einer regulären postoperativen Mobilisation oftmals stattfinden, wurden sodann durchgeführt und es wurde währenddessen die Muskelaktivität an den drei genannten Ableitungen gemessen. Die untersuchten Bewegungsabläufe (z.B. Zähne putzen, Schuhe binden etc.) fanden entsprechend in liegender, sitzender oder stehender Position statt. Darüber hinaus wurde mittels einer eigens 3D-gedruckten Apparatur auch eine sagittale sowie frontale Imbalance simuliert und deren Auswirkung auf die Aktivierung der Rückenmuskulatur untersucht.

Ergebnisse: Die größte muskuläre Aktivierung, ermittelt durch den RMS-Wert (RMS: engl. Root Mean Square), zeigte sich bei Komplexbewegungen, wie z.B. dem An- und Ausziehen eines T-Shirts. Die Variabilität war jedoch hoch, in Abhängigkeit von Bewegungsablauf und statischer Position. Die Ergebnisse sind in Abbildung 1 [Fig. 1] dargestellt.

Abbildung 1: Muskuläre Aktivierung, gemessen in µV mittels Oberflächen-Elektromyogramm. Angegeben sind die verschiedenen untersuchten alltäglichen Aktivitäten sowie der jeweilige statische Zustand. A) Cervikothorakale Ableitung. B) Thorakolumbale Ableitung. C) Lumbale Ableitung. µV: Mikrovolt. SI: sagittale Imbalance. FI: frontale Imbalance.

Diskussion und Schlussfolgerung: Wir konnten zeigen, dass die muskuläre Aktivierung in Abhängigkeit der jeweiligen Bewegung und Körperposition deutlich variiert. Es zeigten sich hier deutliche Unterschiede zwischen der cervikothorakalen, thorakolumbalen und lumbalen Region. Die mechanische Beanspruchung dorsaler Mittellinienzugänge variiert daher vermutlich deutlich. Dies könnte als Basis für die Entwicklung postoperativer Mobilisationsprotokolle dienen, um beispielsweise die Rate an Faszien- und Wunddehiszenzen, getriggert durch mechanischen Stress, zu reduzieren.