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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2025)

Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU), Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC), Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU), Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU)
28.-31.10.2025
Berlin


Meeting Abstract

Standardisierte Evaluation der intraoperativen Humeruskopfperfusion mittels Laser-Doppler-Blutflussmessung bei proximalen Humerusfrakturen

Alp Paksoy 1
Soraya Bahlawane 1
David Back
Rony-Orijit Dey Hazra 1
Ulrich Stöckle 1
Philipp Moroder 2
Doruk Akgün 1
1Charité Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland
2Schulthess Klinik, Zürich, Schweiz

Text

Zielsetzung und Fragestellung: Die optimale Frakturversorgung der proximalen Humerusfrakturen stellt aufgrund des Risikos der Entstehung einer avaskulären Nekrose eine Herausforderung dar. Auf Grundlage der im Zentrum etablierten Methode zur standardisierten Evaluation der posttraumatischen Humeruskopfdurchblutung mittels intraoperativer Doppler-Perfusionsmessung wurden nun weitere Messungen an einer größeren Fallzahl von PatientInnen durchgeführt, um ein vertieftes Verständnis über diese zu erlangen.

Material und Methoden: In dieser prospektiven Studie wurden PatientInnen eingeschlossen, die zwischen Juli 2021 und Januar 2025 im Rahmen einer proximalen Humerusfraktur eine Versorgung mittels Plattenosteosynthese in unserer Klinik erhalten haben. Die Frakturmophologie wurde radiologisch nach Resch klassifiziert. Die frakturmorphologischen Faktoren „intact vs disrupted medial hinge“, sowie „medial metaphyseal extension ≥8mm vs. <8mm“ wurden beurteilt. Die intraoperative Perfusion wurde mittels Laser-Doppler-Blutflussmessung durchgeführt. Die Messungen umfassten alle neun Bohrlöcher im Humeruskopf, sowie mindestens eine Schaftmessung. Als Nachweis einer Perfusion galt ein pulssynchrones Messergebnis. Die Qualität der postoperativen Reposition wurde radiologisch nach Peters et al. klassifiziert.

Ergebnisse: In die Studie konnten 37 PatientInnen eingeschlossen werden. Das durchschnittliche Alter betrug 58,8 Jahre (29–83). Die Geschlechterverteilung lag bei ca. 2:1 (24 Frauen und 13 Männer). Im Durchschnitt konnte in fünf Bohrlöchern eine pulssynchrone Perfusion festgestellt werden, wobei keine Unterscheidung zwischen den Bohrlöchern im Kopf und Schaft gemacht wurde. Die Frakturen wurden nach Resch klassifiziert (1x1G, 1x2, 1x2G, 2x2GL, 8x3G, 7x3GL, 7x4G, 4x4GL, 3x5a, 3x5p). Eine anatomische Reposition konnte in 26 Fällen erzielt werden, eine „minor malreduction“ in 11 Fällen. Eine Perfusion konnte bei anatomischer Reposition in 4,9 und bei einer „minor malreduction“ in 5,18 Bohrlöchern gemessen werden (p=0,734). In 18 Fällen war der „medial hinge“ intakt, in 19 Fällen konnte ein „disrupted medial hinge“ festgestellt werden. Bei PatientInnen mit einem intakten „medial hinge“ konnte in annähernd doppelt so vielen Bohrlöchern eine pulssynchrone Perfusion festgestellt werden (6,6 vs 3,4; p<0,001). Beim Vorhandensein einer metaphysären Extension ≥8mm (n=21) zeigte sich eine Perfusion in 5,4 Bohrlöchern. Bei einer minimalen/keinen metaphysären Extension (n=16) betrug die durchschnittliche Anzahl 4,4 (p=0,265). In Frakturen mit sowohl einem intakten „medial hinge“ als auch einer metaphysären Extension ≥8mm (n= 13) lag die durchschnittliche Anzahl bei 6,9. In einem Fall konnte in keinem Bohrloch eine pulssynchrone Messung festgestellt werden. In diesem Fall handelte es sich um eine posterior verhakte Humeruskopfluxationsfraktur.

Diskussion und Schlussfolgerung: Die standardisierte Laser-Doppler-Blutflussmessung in allen Quadranten des Humeruskopfes konnte den Einfluss einer intakten „medial hinge“ auf die intraoperative Perfusionsmessung zeigen, wobei eine metaphysäre Extension ≥8mm keinen signifikanten Einfluss darauf hinweisen konnte.