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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2025)

Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU), Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC), Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU), Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU)
28.-31.10.2025
Berlin


Meeting Abstract

Einfluss von Komorbiditäten und perioperativer nicht-chirurgischer Anästhesiezeit auf schwerwiegende Komplikationen nach inverser Schulterendoprothetik bei Frakturversorgung

Mohammad Jarrah 1
Amadeo Touet 1
Soufian Ben Amar 1
Jessica Bojko 1
Sebastian Scheidt 1
Elio Assaf 1
Henry Pennig 1
Christof Burger 1
Dieter C. Wirtz 1
Davide Cucchi 1
1Universitätsklinikum Bonn, Bonn, Deutschland

Text

Zielsetzung und Fragestellung: Die Frakturversorgung mittels inverser Schulterendoprothetik (reverse total shoulder arthroplasty, rTSA) ist ein bewährtes Verfahren zur Behandlung komplexer proximaler Humerusfrakturen, insbesondere bei älteren Patienten mit eingeschränkter Knochenqualität oder erheblichen Komorbiditäten. Trotz Fortschritten in der Operationstechnik bleiben Komplikationen häufig, wobei sowohl systemische als auch lokale Faktoren zur Morbidität beitragen. Ziel dieser Studie war es, die Rolle von Komorbiditäten und perioperativen Faktoren in der Entstehung schwerwiegender Komplikationen nach rTSA zu untersuchen.

Material und Methoden: Es wurden konsekutive Patienten eingeschlossen, die aufgrund einer proximalen Humerusfraktur mit einer rTSA versorgt wurden. Erfasst wurden Informationen zu Komorbiditäten, peri- und operativen Variablen, in-hospital-Komplikationen sowie Aufenthaltsdauer. Die perioperative nicht-chirurgische Allgemeinanästhesiezeit (NS-GAT) wurde als die Zeit definiert, die ein Patient unter Vollnarkose verbrachte, jedoch nicht direkt mit der chirurgischen Operation verbunden war. Dies umfasst Zeitspannen für anästhesiologische Maßnahmen vor der operativen Freigabe oder nach Abschluss der Operation. Die relevanten Komorbiditäten wurden mit dem Charlson Comorbidity Index (CMI) berechnet und zusammen mit anderen Variablen analysiert.

Ergebnisse: Insgesamt wurden 78 Patienten (Durchschnittsalter: 79 ± 6,9) untersucht. Komplikationen traten bei 62% der Patienten auf, darunter 44% schwerwiegende systemische, nicht-chirurgisch bedingte Komplikationen und 6% schwerwiegende lokale, chirurgisch bedingte Komplikationen. Die Gruppierung nach CMI zeigte keinen Zusammenhang zwischen einem höheren CMI und Alter, Operationszeitpunkt oder Aufenthaltsdauer. Auch die NS-GAT korrelierte nicht mit dem CMI.

Eine NS-GAT von über 2 Stunden zeigte keine signifikante Korrelation mit Alter, CMI oder Operationsdauer, war jedoch signifikant mit der Gesamtkomplikationsrate sowie der Rate schwerwiegender systemischer Komplikationen assoziiert (p = 0,0068; p = 0,0062). Ein Zusammenhang mit schwerwiegenden lokalen, chirurgisch bedingten Komplikationen konnte nicht festgestellt werden.

Diskussion und Schlussfolgerung: Eine verlängerte perioperative nicht-chirurgische Allgemeinanästhesiezeit (NS-GAT > 2 Stunden) stellt einen signifikanten Risikofaktor für schwerwiegende systemische Komplikationen nach rTSA dar. Da dies unabhängig von Alter, Komorbiditäten oder Operationsdauer auftritt, deutet dies darauf hin, dass diese Variable stärker von der Erfahrung und Kompetenz des Anästhesieteams abhängt. Ein höherer CMI erwies sich ebenfalls als Risikofaktor für die Entwicklung sowohl systemischer als auch lokaler Komplikationen. Die Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung einer optimierten perioperativen Planung, um die Anästhesiezeit zu reduzieren und das Risiko von Komplikationen zu minimieren.