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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2025)

Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU), Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC), Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU), Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU)
28.-31.10.2025
Berlin


Meeting Abstract

Ein Fracture Liaison Service vor dem Hintergrund der neuen DVO-Leitlinie

Svenja Krause 1
Jan-Dierk Clausen 1
Stephan Sehmisch 1
Swantje Oberthuer 1
1Klinik für Unfallchirurgie, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland

Text

Zielsetzung und Fragestellung: Fragilitätsfrakturen nehmen infolge des demographischen Wandels stetig zu, während die Rate an Osteoporosediagnostik und -therapie gering bleibt. Dies führt zu einer relevanten Versorgungslücke im deutschen Gesundheitssystem. Das Risiko für Folgefrakturen ist unmittelbar nach dieser ersten Fragilitätsfraktur am höchsten, sodass eine zeitnahe Osteoporosediagnostik essenziell erscheint.

Diagnostik und Therapie der Osteoporose beruhen auf der 2023 überarbeiteten S3-Leitlinie des Dachverbands Osteologie (DVO). Anhand eines neu implementierten Frakturrisikomodells lässt sich die Therapieschwelle mit der entsprechenden medikamentösen Therapie (Basismedikation, antiresoptiv, osteoanabol) berechnen.

Im März 2024 wurde an einem universitären Traumazentrum ein FLS etabliert und die PatientInnen leitliniengerecht beraten. Der Effekt der neuen DVO-Leitlinie auf die Behandlungsrealität der FLS-Patientinnen wurde in dieser Studie evaluiert.

Material und Methoden: Die Auswirkungen der neuen DVO-Leitlinie auf die Behandlung der PatientInnen in einem FLS wurde in einer prospektiven Untersuchung über einen Zeitraum von 10 Monaten (März 2024 bis Dezember 2024) analysiert. Nach der informierten Einwilligung der Patienten mit Osteoporose-verdächtiger Fraktur wurde die Osteoporose-Diagnostik entweder im Traumazentrum oder in einer kooperierenden osteologischen Praxis eingeleitet. Alle Betroffenen erhielten im Anschluss eine leitliniengerechte Therapieempfehlung.

Ergebnisse: Während des Beobachtungszeitraums wurden 540 PatientInnen mit Osteoporose-assoziierten Frakturen erfasst – 392 Verletzte mit insgesamt 440 Frakturen konnten in den FLS eingeschlossen werden. 75 PatientInnen erhielten die vollständige Osteoporosediagnostik am eigenen Zentrum (56% > 85 Jahre). Bei der Mehrheit dieses Kollektivs (85%) bestand nach DVO-Leitlinie die Indikation zur spezifischen medikamentösen Therapie und 70% (53/75) erreichten die 10% Therapieschwelle, sodass eine osteoanabole Therapie empfohlen wurde.

Diskussion und Schlussfolgerung: Mit der neuen Leitlinie des DVO haben sich die Therapieempfehlungen bzgl. der medikamentösen Osteoporosetherapie grundlegend verändert. Insbesondere bei HochrisikopatientInnen wird die kostenintensive osteoanabole Therapie favorisiert. Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass nach DVO-Leitlinie bei der Mehrheit der FLS-PatientInnen die Indikation für eine spezifische medikamentöse Therapie besteht und bei 70% sogar die osteoanabole Therapie empfohlen wird.

Die Umsetzung der osteoanabolen Therapie wird durch hohe Kosten dieser Medikamente sowie das Profil von Nebenwirkungen und Kontraindikationen erschwert, was die Anwendung im klinischen Alltag aktuell noch einschränkt. Inwieweit Betroffene die entsprechende Therapie erhalten, ist Gegenstand dieser Studie.