German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2025)
Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie 2025 (DKOU 2025)
Der Einfluss der Fußnerven auf die Fußmuskulatur – eine experimentell-prospektive Studie
2Universität Ulm, Ulm, Deutschland
3Technische Hochschule Ulm, Ulm, Deutschland
Text
Zielsetzung und Fragestellung: Isolierte oder kombinierte Durchtrennungen von Fußnerven können als Folge von Traumata, Operationen oder gezielt bei der Denervation im Sprunggelenks- und Fußbereich auftreten. Im Rahmen einer experimentell-prospektiven Studie soll die Auswirkung einer simulierten Nervendurchtrennung der einzelnen Fußnerven – N. tibialis (Ti), N. saphenus (Sa), N. suralis (Su), N. peroneus profundus (Pp) und N. peroneus superficialis (Ps) – auf die Fußmuskulatur anhand der Kraftänderung der Zehen in Beugung und Streckung ermittelt werden.
Material und Methoden: Bei 60 gesunden Probanden (27,7 Jahre; ±9,0; 21-60) wurde die physiologische Kraft der einzelnen Zehen in einer neu entwickelten Kraftmesseinrichtung mit je 10 Messwiederholungen in Streckung und Beugung erhoben. Anschließend wurde randomisiert bei jeweils 10 Probanden einer der 5 Fußnerven auf Höhe des distalen Unterschenkels mit einem Lokalanästhetikum blockiert. 10 Probanden erhielten als Kontrollgruppe keine Infiltration. Nach Eintritt der Wirkung des Lokalanästhetikums wurde die Kraftmessung in Beugung und Streckung analog zur ersten Messreihe wiederholt. Die Resultate wurden einer deskriptiven Auswertung und statistischen Analyse unterzogen.
Ergebnisse: Es konnte eine signifikante Zunahme der mittleren Beugekraft in den Zehen im Rahmen der Infiltration des Pp (+6% auf 43N ±19,2; 3,1-96,8), Ps (+5,5% auf 30,4N ±10,4; 15-63,8) und Sa (+15,8% auf 30,7N ±14,1; 9-64,4), geringer ausgeprägt beim Su (+3,5% auf 29,6N ±11,3; 9,7-62,9) erhoben werden (p<0,05). Im Gegensatz zeigte sich eine signifikante Abschwächung der Flexion bei der Blockade des Ti (-26,1% auf 31,1N; ±13,3; 9,2 – 60,9; p<0,05).
In der Extension fand sich ein signifikante Kraftminderung (p<0,05) bei der Infiltration des Pp (-22% auf 27,3N ±13,1; 0,7 – 63,1) und Ti (-6,6% auf 36,5N ±15,8; 13,5-74,8). Bei der Infiltration von Ps und Su ergaben sich keine signifikanten Änderungen. Bei der Infiltration von Sa kam es zu einer signifikanten Kraftzunahme (+5,6% auf 37,2N ±17,4; 4-75) der Streckung. Komplikationen ergaben sich durch die Infiltrationen nicht.
Diskussion und Schlussfolgerung: Neben den motorischen Fasern des Ti und Pp wirken die sensiblen Fasern des Ps, Su und Sa durch Kreuzinnervation modulierend auf die Beuge- und Streckmuskulatur der Zehen ein. Bei der Entnahme von Transplantaten am Fuß zur Nervenrekonstruktion oder bei traumatischen und iatrogenen Nervendurchtrennungen sollten die Ergebnisse berücksichtigt und mit den betroffenen Patienten besprochen werden.



