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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2025)

Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU), Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC), Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU), Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU)
28.-31.10.2025
Berlin


Meeting Abstract

Geschlechter-spezifischer Unterschied der spinopelvinen Mobilität in der gelenkerhaltenden Hüftchirurgie

Maximilian Fischer 1
Matthias Muehler 1
Lars Nonnenmacher 1
Andreas Nitsch 1
Georgi Wassilew 1
1Universitätsmedizin Greifswald, Greifswald, Deutschland

Text

Zielsetzung und Fragestellung: Die dynamische Beziehung zwischen Hüfte, Becken und Wirbelsäule erfährt eine zunehmende Beachtung in der hüftgelenkserhaltenden Chirurgie mittels Periacetabulärer Osteotomie (PAO). Um eine Impingement-freie acetabuläre Reorientung zu erreichen, ist die Beachtung der individuellen spinopelvinen Mobilität notwendig. Nichtsdestotrotz sind geschlechterspezifische Unterschiede der spinopelvinen Mobilität in einer PAO Kohorte bisher nicht untersucht worden. Ziel dieser prospektiven, diagnostischen Kohortenstudie ist es, die spinopelvine Mobilität in Abhängigkeit des Geschlechtes in einer PAO Studienkohorte zu untersuchen.

Material und Methoden: Die spinopelvine Mobilität wurde anhand einer seriellen, sagittalen lumbopelvinen Röntgenbildgebung durch die Auswertung der Beckenkippung (BK), Lumbalen Lordose (LL) und der Sakralkippung (SK) in stehender Position, aufrecht-sitzender Position sowie tief-sitzender Position zwischen männlichen und weiblichen Patienten vergleichend untersucht. Die Patienten wurden durch ein 1:1 Matching nach Geschlecht, Alter und acetabulärer Morphologie (Hüftdysplasie, Borderline Dysplasie, Acetabuläre Retroversion) in die Analyse eingeschlossen. Die Gruppengröße wurde vor Studiendurchführung durch eine Poweranalyse unter Beachtung einer Test-Power von 0,8 mit 34 Patienten je Gruppe berechnet. Der statistische Vergleich zwischen beiden Gruppen (männlich/ weiblich) erfolgte unter Nutzung des nicht-parametrischen Mann-Whitney-U-Test mit einem Signifikanz-Niveau p < 0,05.

Ergebnisse: Aus 139 Patienten, welche sich zwischen 01/2024 und 09/2024 einer PAO an einem Zentrum für gelenkerhaltende Hüftchirurgie unterzogen, wurden 68 Patienten nach o.g. Einschlusskriterien in die finale Analyse eingeschlossen. Weibliche Patienten zeigten eine signifikant geringere BK in stehender (7,8 vs. 14,3°, p < 0,001), aufrecht-sitzender (28,1 vs. 34,9°, p = 0,012) und tief-sitzender Position (3,7 vs. 11,0°, p = 0,013). Weiterhin wiesen weibliche Patientin eine signifikant höhere lumbale Mobilität im Vergleich zu männlichen Patienten auf (delta LL stehend – tief sitzende Position, 35,4 vs. 27,0°, p = 0,003), wohingegen sich kein signifikanter Unterschied der SK zwischen beiden Geschlechtern zeigte (p > 0,05).

Diskussion und Schlussfolgerung: Die spinopelvine Mobilität unterscheidet sich zwischen männlichen und weiblichen Patienten, welche sich einer PAO unterziehen. Durch die erhöhte anteriore Beckenkippung weisen weibliche Patienten ein erhöhtes Risiko für ein anteriores Hüftgelenks-Impingement auf. Daher sollte die intraoperative acetabuläre Reorientierung angepasst an die patientenindividuelle spinopelvine Mobilität erfolgen und eine exzessive Vorderwand-Überdachung bei weiblichen Patienten vermieden werden.