German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2025)
Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie 2025 (DKOU 2025)
Klinisches und funktionelles Outcome nach Entfernung von Radiuskopfprothesen – postoperative Ergebnisse im Langzeit Follow-up
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Zielsetzung und Fragestellung: Komplexe mehrfragmentäre Radiuskopffrakturen sind seltene, jedoch schwerwiegende Verletzungen, die häufig im Rahmen von Ellenbogenluxationsfrakturen auftreten. Ist eine osteosynthetische Rekonstruktion des Radiuskopfes nicht möglich, erfolgt die Implantation einer Radiuskopfprothese. Im Verlauf können Komplikationen wie aseptische Lockerungen, periimplantäre Infekte oder Bewegungseinschränkungen auftreten. Trotz der zunehmenden Verwendung existieren kaum belastbare Daten, die das funktionelle und klinische Outcome nach Entfernung von Radiuskopfprothesen untersuchen.
Material und Methoden: In der vorliegenden Studie konnten 27 Patienten eingeschlossen werden, die sich zwischen 09/2010 und 02/2024 einer Entfernung einer Radiuskopfprothese unterzogen haben. Das Follow-Up betrug im Mittel 106.1 ±50.4 Monate. Bei allen Patienten wurde die Zeit bis zur Entfernung der Radiuskopfprothese sowie etablierte funktionelle Scores erhoben (MEPS, OES, DASH-Score). Zudem wurde die prä- und postoperative Funktion des Ellenbogens (ROM, VAS, Zufriedenheit) und das radiologische Bildmaterial analysiert sowie Komplikationen und operative Revisionen erfasst. Mögliche Risikofaktoren für ein schlechtes postoperatives Outcome wurden anhand einer multivariaten Analyse ermittelt.
Ergebnisse: Über das Gesamtkollektiv hinweg (46,4 ±14,3 Jahre; 40,7% Frauen) zeigten sich befriedigende funktionelle Ergebnisse im Follow-up (MEPS 66,7 ±22,1, OES 35 ±9, DASH-Score 56,6 ±17,7). Die Entfernung der Radiuskopfprothese erfolgte im Mittel 23 ±44,2 Monate nach Implantation, die häufigsten Revisionsgründe waren hierbei Lockerungen (n=15 (55,6%)) und schmerzhafte Bewegungseinschränkungen mit radialseitigem Fokus (n=15 (55,6%)).
Im Langzeit Follow-up zeigte sich trotz durchgeführter Arthrolyse keine Verbesserung der Beweglichkeit (Flexion/Extension 71,7 ±42,2° vs. 76,5 ±36,7°, p=0.628; Pronation/Supination 91,1 ±63° vs. 95,9 ±61,7, p=0.744). Zudem zeigte sich eine erhöhte postoperative Inzidenz von heterotopen Ossifikationen (66,7% vs. 55,6%). Die Zufriedenheit der Patienten zeigte sich befriedigend (Schulnote 2,8 ±1,4) bei einem mittleren Schmerzniveau (VAS 3,5 ±2,3).
Diskussion und Schlussfolgerung: Komplikationen nach Implantation von Radiuskopfprothesen führen zu befriedigenden funktionellen Ergebnissen, die auch nach Prothesenentfernung persistieren. Postoperativ zeigte sich keine Verbesserung der Beweglichkeit im Langzeit Follow-up mit einer erhöhten Inzidenz von heterotopen Ossifikationen. Es ist daher essenziell, Patienten initial über die möglichen Komplikationen der Implantation und deren Folgen, als auch vor Entfernung der Radiuskopfprothese, über das mögliche Ausbleiben einer Befundbesserung aufzuklären.



