German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2025)
Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie 2025 (DKOU 2025)
Prospektive Analyse von Komplikationen konservativ und operativ versorgter Fragilitätsfrakturen des Beckens im Rahmen der multizentrischen OF-Pelvis-Studie
2Universitätsklinikum Leipzig, Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Plastische Chirurgie, Leipzig, Deutschland
3BG Klinikum Bergmannstrost Halle, Forschungsabteilung, Halle (Saale), Deutschland
4Klinikum Traunstein, Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädische Chirurgie, Traunstein, Deutschland
5BG Klinikum Bergmannstrost Halle, Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Halle (Saale), Deutschland
6Wirbelsäulenzentrum, St. Josef-Hospital Wiesbaden, Wiesbaden, Deutschland
7Malteser Waldkrankenhaus St. Marien, Erlangen, Zentrum für Wirbelsäulen- und Skoliosechirurgie, Erlangen, Deutschland
8Sana Klinikum Borna, Interdisziplinäres Zentrum für Wirbelsäule und Neurotrauma, Borna, Deutschland
9Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Murnau, Abteilung für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Murnau, Deutschland
10Klinikum Nürnberg, Abteilung für Orthopädie und Traumatologie, Nürnberg, Deutschland
11München Klinik Harlaching, Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, München, Deutschland
Text
Zielsetzung und Fragestellung: Die Inzidenz osteoporotischer Frakturen des Sakrums und des Beckenrings steigt kontinuierlich. Es kommen konservative und operative Therapieverfahren zum Einsatz. Ziel dieser Arbeit ist es, Komplikationen in Abhängigkeit von der Behandlung osteoporotischer Beckenringfrakturen zu untersuchen.
Material und Methoden: In einer prospektiven, multizentrischen Studie (13 Zentren) wurden Patienten mit osteoporotischen Beckenringfrakturen von 05/2023 bis 12/2024 eingeschlossen. Es wurden der modifizierte-Frailty-Index (mFI), die OF-Pelvis-Klassifikation (OFP), die Therapie (operativ, konservativ) und auftretende Komplikationen erfasst. Die Komplikationen wurden therapieabhängig analysiert und mit mFI, Alter, Geschlecht und ASA-Klassifikation korreliert.
Ergebnisse: 390 Patienten (57 Männer, 333 Frauen) wurden eingeschlossen. 386 (operativ: 254, konservativ: 132) im Alter von 80±8 Jahren konnten ausgewertet werden. Operativ behandelte Patienten wiesen eine signifikant höhere Klassifikation auf (p<0,001). Die mittlere Dauer des Krankenhausaufenthalts betrug 14±8 Tage bei den operativ behandelten Patienten und 10±6 Tage bei den konservativ behandelten (p<0,001).
Insgesamt traten bei 102 Patienten (26%) Komplikationen auf (chirurgisch: 69 (27%), konservativ: 33 (25%), p = 0,648). Revisionen wurde bei insgesamt 8 Patienten (3%) durchgeführt. Allgemeine Komplikationen traten bei 44 Patienten (11%) auf. Mit 9% traten Harnwegsinfektionen am häufigsten auf (N=34, chirurgisch: 20 (8%), konservativ: 14 (11%)), gefolgt von Pneumonien (N=5, chirurgisch: 2, konservativ: 3) und Dekubiti (N=4, chirurgisch: 3, konservativ: 1). Es gab keine signifikanten Korrelationen zwischen dem mFI (p=0,332), dem Alter (p=0,876), dem Geschlecht (p=0,563) und der ASA-Klassifikation (p=0,664) für das Auftreten von Komplikationen zu Beginn der Behandlung.Patienten mit Komplikationen waren signifikant älter (82,4 vs 79,6; p= 0,01), hatten einen geringeren ODI bei Aufnahme 63,3 vs 74,8; p= 0,01), der stationäre Aufenthalt war länger (16,0 vs 11,3; p=0,01) und der Barthel-Index war bei Entlassung signifikant schlechter (64,5 vs 71,6; p = 0,02). Keine signifikanten Unterschiede zwischen Patienten mit und ohne Komplikationen bestanden in Bezug zu der durchgeführten Therapie, der OFP-Klassifikation, dem OFP-Score, der FFP-Klassifikation, dem Geschlecht, Osteoporose und Schmerz (VAS bei Aufnahme und Entlassung).
Diskussion und Schlussfolgerung: Bei den operierten Patienten wurde kein erhöhtes Risiko für Komplikationen festgestellt. Die Komplikationsrate stimmte mit den Ergebnissen früherer Studien überein. Die meisten Komplikationen wurden durch harmlose Harnwegsinfektionen verursacht (9%). Die operationsbedingten Komplikationen waren im Vergleich zur Literatur geringer. Die Revisionsrate von 3% ist vergleichbar mit anderen prospektiven Studien.
Patienten mit Komplikationen sind älter, liegen länger im Krankenhaus und sind zur Entlassung hilfsbedürftiger. Die Schwere der Beckenverletzung, der empfundene Schmerz und die durchgeführte Therapie scheinen keine unabhängigen Risikofaktoren für Komplikationen zu sein.



