German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2025)
Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie 2025 (DKOU 2025)
Einzeitiger Wechsel von anatomischen Totalendoprothesen mit zementierten Polyethylen-Glenoidkomponenten auf inverse Schulterendoprothese – Vergleich zweier Methoden zur glenoidalen Defektrekonstruktion
2Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie, Charité, Berlin, Deutschland
Text
Fragestellung: Revisionsraten von anatomischen Totalendoprothesen sind hoch, meist aufgrund glenoidaler Komponentenlockerung. Sind die Glenoiddefekte weitgehend contained kann ein einzeitiger Wechsel auf inverse Schulterendoprothesen (iTEP) stattfinden. Es bestehen verschiedene Möglichkeiten für die Auffüllung des Defekts, wie die Verwendung eines strukturellen Grafts, wie ein spongiöser Allograft-Block/kortikospongiöser Span oder nicht strukturellen Materials (u.a. autologe Spongiosa, Knochenchips), doch ein direkter Vergleich der Ansätze fehlt bisher. Ziel der Studie ist es, klinische und radiologische Ergebnisse sowie Revisionsraten nach mindestens 24 Monaten zu untersuchen, um bessere Entscheidungsgrundlagen für zukünftige Revisionen zu schaffen.
Methoden: 197 schaftlose, anatomische Schulterendoprothesen mit zementiertem, pegged PE-Glenoid (Arthrex, Naples, Florida) (Indikation: primäre/sekundäre Omarthrose), welche zwischen 2011 und 2016 operiert wurden, bilden den Basisdatensatz für diese Untersuchung. Es erfolgten standardisierte Nachkontrollen (2, 5 und 10 Jahre post-operationem), sowie zwischenzeitliche Kontrollen bei akuten Beschwerden. Die Patienten wurden klinisch (Constant-Score (CS), Shoulder Pain and Disability-Index (SPADI), und Subjective-Shoulder-Value (SSV)) und radiologisch evaluiert und das Auftreten von Komplikationen erfasst und analysiert. Revisionen mit einem einzeitigem Wechsel auf inverse Schulterendoprothese und mit einem mindest-Follow Up von 24 Monaten werden in diese laufende Studie inkludiert.
Ergebnisse: 35,5% (n=70) der oben genannten Endoprothesen wurden durchschnittlich 70,53 ± 32,71 Monate nach Primärimplantation einzeitig auf iTEP revidiert. Bei 47,1% der Patienten (n=33) wurde ein struktureller Graft zur Auffüllung des Glenoiddefekts verwendet (Gruppe 1). 47 Patienten konnten in die laufende Studie eingeschlossen werden (13 Patienten wurden vor weniger als 24 Monaten revidiert, 2 Patienten sind zwischenzeitlich aufgrund anderer Ursachen verstorben). Beide Gruppen unterschieden sich nicht signifikant bei den wichtigsten demographischen Parametern. Komplikationen mit Notwendigkeit einer erneuten Revisionsoperation betrug in Gruppe 1 6% (n=2 Basisplatten-Lockerungen, 10 und 1095 Tage postoperativ). In Gruppe 2 21,6% (n=8, durchschnittlich 781 ± 523 Tage postoperativ; n=3 Infekte, n=5 Basisplatten-Lockerungen). 24 Monate nach Revision lag der mittlere SSV in Gruppe 1 bei 79 ± 18%, mittlerer SPADI bei 79 ± 22 Punkten und durchschnittlicher CS bei 68 ± 17 Punkten. In Gruppe 2 lag der mittlere SSV bei 79 ± 14%, der durchschnittliche SPADI Score bei 78 ± 18 P. und der mittlere CS bei 66 ± 15 Punkten. 24 Monate nach Revision unterschieden sich die klinischen Scores nicht signifikant ob bei Revision ein struktureller Graft verwendet wurde oder nicht-strukturelle Materialien zum Glenoidaufbau.
Schlussfolgerung: Es zeigte sich eine hohe Re-Revisionsrate ohne Verwendung eines strukturellen Grafts. Dies scheint Vorteile in Bezug auf die Primärstabilität und das Einheilen der Basisplatte im Rahmen des einzeitigen Wechsels auf eine iTEP zu haben.



