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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2025)

Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU), Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC), Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU), Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU)
28.-31.10.2025
Berlin


Meeting Abstract

Klinische Ergebnisse und Implantatüberleben nach Implantation einer medialen unikondylären Schlittenprothese bei Patienten mit schwerer Varusdeformität

Johannes Weishorn 1
Stella Bonnmann 1
Kevin-Arno Koch 1
Raphael Trefzer 1
Tilman Walker 1
1Orthopädische Universitätsklinik Heidelberg, Heidelberg, Deutschland

Text

Zielsetzung und Fragestellung: Die Indikationskriterien für die mediale unikondyläre Knieendoprothese werden zunehmend erweitert, wobei die Grenze der tolerierbaren Varusdeformität kontrovers diskutiert wird. Ziel dieser Studie war es, 1) das klinische und radiologische Ergebnis nach UKA bei präoperativer Varusdeformität >10° zu bestimmen und 2) den Einfluss einer stark varischen Beinachse auf das patientenbezogene Outcome (PROM) und das Implantatüberleben zu untersuchen.

Material und Methoden: In die vorliegende Arbeit wurden 122 Patienten (130 Knie) aus einer prospektiven Datenbank eingeschlossen, bei denen zwischen 03/2008 und 12/2019 bei anteromedialer Gonarthrose und einer varischen Beinachse >10° eine UKA mit beweglicher Inlaykomponente implantiert wurde. Demographische Daten, Komplikationen, Revisionen und PROMs wurden präoperativ und 1, 2 und mehr als 5 Jahre postoperativ erhoben. Das klinische Outcome wurde mit dem Oxford Knee Score (OKS), dem Knee Injury and Osteoarthritis Outcome Score (KOOS) und der VAS gemessen und mit bereits publizierten Grenzwerten des Patient Acceptable Symptomatic State (PASS) bewertet. Die Überlebensraten für die Endpunkte Revision und Implantatwechsel wurden mittels Kaplan-Meier-Analyse berechnet. Der Einfluss der Beinachse auf das PROM wurde in einem kurvenadjustierten Regressionsmodell weiter untersucht.

Ergebnisse: Es konnten 100 Patienten mit einer mittleren Nachbeobachtungszeit von 10,1 Jahren (5–16 Jahre) nachverfolgt werden. Das Durchschnittsalter betrug 65 Jahre (40–89 Jahre), der BMI 30,1 (SD 5,9) und der präoperative Hip-Knee-Angle (HKA) 167,7° (163–170°). Die Implantatüberlebensrate lag bei 90,2% (SD 0,4) nach 13,7 Jahren. 98,3% der Patienten würden die Operation nochmals durchführen lassen. Postoperativ zeigten Patienten mit einem Varus von >10° ein vergleichbares klinisches Outcome (p>0,05) und eine vergleichbare Implantatüberlebensrate (p=0,288) wie Patienten mit weniger als 10° postoperativer Achsabweichung. Im Regressionsmodell wurde für den HKA ein Bereich von 165–177,5° (R²=0,45; p<0,001), für den mLDFA von 87,5–93° (R²=0,18; p=0,013) und für den mMPTA von 78,5–85° (R²=0,29; p=0,001) identifiziert, in dem Patienten mit starker Varusdeformität ein besseres klinisches Outcome erwarten können und eine höhere Wahrscheinlichkeit haben, den PASS zu erreichen (chi²=6.3; p=0,012).

Diskussion und Schlussfolgerung: Patienten mit einer varischen Beinachse >10° haben kein erhöhtes Risiko für ein Versagen der medialen UKA und erreichen vergleichbare klinische Ergebnisse. Es zeigt sich, dass mit einem residuellen Varus innerhalb der für dieses Kollektiv neu identifizierten Grenzen gute funktionelle Ergebnisse und eine hohe Patientenzufriedenheit erreicht werden können. Unter Berücksichtigung der vorliegenden Daten erscheint eine Indikationsgrenze für die mediale UKA von <10° varischer Beinachse obsolet, wobei weitere Studien mit größeren Fallzahlen erforderlich sind, um valide Grenzen zu identifizieren.