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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2025)

Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU), Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC), Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU), Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU)
28.-31.10.2025
Berlin


Meeting Abstract

Traumaversorgung in Deutschland 2030 – Chancen erkennen. Strategien entwickeln. Zukunft gestalten

Christopher Spering 1
Dan Bieler 2
Axel Franke 3
Kai Sprengel 4
Ricarda Johanna Seemann 5
Ulrich Stöckle 6
Dietmar Pennig 7
1Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Plastische Chirurgie, Universitätsmedizin Göttingen, Göttingen, Deutschland
2Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, Wiederherstellungs- und Handchirurgie, Verbrennungsmedizin, Bundeswehrzentralkrankenhaus Koblenz, Koblenz, Deutschland
3Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, Bundeswehrkrankenhaus Ulm, Ulm, Deutschland
4Medizinische Praxis für spezialisierte orthopädische Traumatologie und Wirbelsäulenmedizin, Luzern, Schweiz
5Centrum für Muskuloskeletale Medizin, Charité Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland
6Präsident der DGU, Berlin, Deutschland
7Generalsekretär der DGU, Berlin, Deutschland

Text

Zielsetzung und Fragestellung: Die Traumaversorgung erfülllt eine grundlegende Aufgabe in der staatlichen Daseinsvorsorge. Sie gibt das Versprechen, im Fall eines Unfalls jeglicher Art für jeden einzelnen Bürger da zu sein. Darum leistet sie als originäre Aufgabe in der Verantwortung der Unfallchirurgie in Deutschland eine Versorgung auf höchstem Niveau. Ziel ist dabei die Reintegration der Patienten in ihr individuelles sozioökonomisches Umfeld, egal ob Bagatellverletzung, schwere Monoverletzung oder Polytrauma. Doch die Traumaversorgung in Deutschland steht vor großen Herausforderungen. Der Nichtständige Beirat (NSB) der DGU stellt sich stellvertretend die Frage, wie die unfallchirurgische Traumaversorgung in Zukunft aussehen kann:

  1. Nachwuchssicherung: Wer wird die Versorgung von Unfallverletzten 24/7 durchführen und wie kann der Beruf des Unfallchirurgen an Attraktivität für den Nachwuchs gewinnen?
  2. Berufsbild und Image der Unfallchirurgie: Werden wir in Zukunft nur noch im OP tätig sein oder bleiben wir die wertgeschätzten „Kümmerer“ für die Patienten?
  3. Familiarisierung: Können wir alternative und zeitgerecht angepasste Arbeitszeit- und Arbeitsbelastungsmodelle schaffen?
  4. Strukturwandel: Wie viele Traumazentren und wie viele Unfallchirurgen braucht Deutschland in Zukunft und wer werden die sein?
  5. Vorhaltekosten: Wie werden wir eine qualitativ hochwertige Traumaversorgung flächendeckend gewährleisten können und durch wen?

Als wesentliche Faktoren, die das künftige Bild der Traumaversorgung in Deutschland prägen dürften, sind Demografie, Ambulantisierung, Spezialisierung, Zentralisierung, Innovation und Digitalisierung zu nennen. Ebenso wie der gesetzliche Rahmen, Familiarisierung und Work-Life-Balance.

Material und Methoden: Der NSB hat zusammen mit dem Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) eine Online-Befragung seiner Mitglieder durchgeführt. Für die Analyse der Versorgungsstrukturen in der Traumaversorgung in Deutschland wurden zur Darstellung des Status quo Daten der Qualitätsberichte sowie tiefgegliederte Diagnosedaten ausgewertet. Die stationären Fallzahlen wurden auf Basis der tiefgegliederten Diagnosedaten 2019 sowie bei Verfügbarkeit auf Basis von Diagnosestatistiken der einzelnen Bundesländer bis 2030 fortgeschrieben. Die Daten wurden sowohl für die gesamte Traumatologie als auch für Leistungscluster, die anhand von ICD-Codes gebildet wurden, ausgewertet

Ergebnisse: Krankenhausstruktur in zahlreichen Regionen instabil

41% der Kreise weisen entweder eine geringe durchschnittliche Bettenzahl je Standort oder mindestens 50% kleine Standorte auf

Bei Fallzahlkalkulation auf Niveau 2021/2022 werden ca. 80 % der Krankenhäuser defizitär sein

Drohende Versorgungslücken in der Traumaversorgung durch Unwirtschaftlichkeit

Fachkräftemangel eine der größten Herausforderungen der zukünftigen Traumaversorgung

Rahmenbedingungen durch Gesetzgebung und Regulatorik immer herausfordernder

Alterung der Gesellschaft zunehmend herausfordernd

Diskussion und Schlussfolgerung: Strukturen für eine hochwertige, effiziente, erreichbare und moderne Traumaversorgung schaffen

Patientensteuerung in der Traumaversorgung etablieren

Sektorübergreifende Versorgung und Weiterbildung ermöglichen

Personaleinsatz, Ausbildung und Image verbessern