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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2025)

Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU), Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC), Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU), Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU)
28.-31.10.2025
Berlin


Meeting Abstract

Kopf- und Halssarkome: Single center Studie eines Sarkomzentrums

Hagen Fritzsche 1
Klaus-Dieter Schaser 1
Henry Leonhardt 2
Tareq Juratli 3
Max Kemper 4
Adrian Dragu 1
Anne Weidlich 1
1UniversitätsCentrum für Orthopädie, Unfall- & Plastische Chirurgie, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus an der Technischen Universität Dresden, Dresden, Deutschland
2Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, Technische Universität Dresden, Dresden, Deutschland
3Klinik und Poliklinik für Neurochirurgie, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, Technische Universität Dresden, Dresden, Deutschland
4Klinik und Poliklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, Dresden, Dresden, Deutschland

Text

Zielsetzung und Fragestellung: Sarkome des Kopfes und Halses (KHS) sind selten und stellen aufgrund ihrer anatomisch komplexen Lokalisation eine interdisziplinäre chirurgische Herausforderung dar. Bekannte Prognosefaktoren sind Tumortyp und -grad, Resektions-(R)status, anatomische Lokalisation und patientenspezif. Charakteristika. Ziel war die onkochirurg. Ergebnisse zu analysieren und mögliche prognost. Einflussfaktoren für das krankheitsspezif. Überleben (ÜL) zu identifizieren.

Material und Methoden: In einer retrospektiven Einzelzentrumstudie wurden von 2010–2024 insgesamt 53 Patienten mit KHS (Kopf/Hals: 41/12) eingeschlossen. Es wurden demografische, chirurgische, klin.-pathol. und Follow-up (FU)-informationen extrahiert. Mittels Pearson-Chi-Quadrat-Test, der Kaplan-Meier-Kurve und dem Cox-proportionalen Risiko-Regressionsmodell wurden ÜL- und prognoserelevante Faktoren identifiziert.

Ergebnisse: Der mediane FU lag bei 25,4(1–239) Monaten. 9 Pat. wurden palliativ (medianes Alter: 51,1 (15–81) Jahre) und 44 Pat. (medianes Alter: 54,5 (11–86) Jahre, w/m=53/47%) kurativ mit KHS (Hals 7%, HWS 11%, äußerer Schädel 23% und Gesichtsschädel 59%) behandelt. Am häufigsten waren Weichteilsarkome (73,6%) wie undifferenz. Sarkom (21%), Rhabdomyo- (15%) und Leiomyosarkom (11%). Der häufigste Knochentumor war das Osteosarkom (13%) (Tabelle 1 [Tab. 1]).

Tabelle 1: Klinische Charakteristik

Eine neoadj./adj. Chemotherapie (CTx) erfolgte bei 21/16%, eine neoadj./adj. Strahlentherapie (RTx) bei 2,3/32% der Pat. Eine R0-Resektion konnte in 73% (HWS/Hals/äußerer Schädel/Gesichtsschädel 60/67/60/81%) erreicht werden. Das krankheitsspezif. ÜL lag bei 95% nach 1 Jahr (5/10/15 Jahre: 83/75/50%) bei einer Metastasierungsrate von 21% und Lokalrezidivrate (LR) von 25% nach im Median von 5,4 (2–49) und 6,1 (3–142) Monaten. 27 Pat. sind tumorfrei, 5 Pat. leben mit LR und 16 Pat. sind tumorbedingt im Median nach 13,6 (5–179) Monaten verstorben. Adjuv. und/ oder neoadjuv. RTx/CTx hatte keinen Einfluss auf das ÜL, die LR-rate oder Auftreten von Metastasen. In der univariaten Regressionsanalyse hatte der R-Status (R0) einen signifik. Einfluss auf das LR-freie (p=0,025) und Progressionsfreie ÜL (p=0,002) (Abbildung 1 [Abb. 1]). Das Auftreten von Metastasen hatte einen sign. Einfluss auf das krankheitsspezif. ÜL (p<0,001). In der Cox-Regression konnten keine signifikanten Einflussfaktoren auf das ÜL identifiziert werden.

Abbildung 1: Kaplan-Meier-Kurve Einfluss Resektions-(R)-status auf Progressions-freies Überleben

Diskussion und Schlussfolgerung: Die Prognose bei KHS ist im Vergleich zu anderen Körperegionen schlechter. Eine onkolog.-suffiziente, extralesionale en bloc Resektion in spezialisierten Zentren ist der wesentliche Schlüsselfaktor auf das progressionsfreie ÜL und die geringe LR-rate. Die komplexe Anatomie und exponierte Lokalisation erfordern einzigartige Resektions-/Rekonstruktionstechniken und stellen enorme ästhetisch-rekonstruktive Herausforderungen dar. Multimodale Therapien und chirurg. Interdisziplinarität sind unabdingbare Voraussetzungen für gute onkolog. und akzeptable funktionelle sowie kosmetische Ergebnisse.