German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2025)
Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie 2025 (DKOU 2025)
Indikation und Erfahrungen mit AGN1 zur Herstellung einer anatomienahen Knochenstruktur am proximalen Femur bei Defektsituationen oder Osteoporose
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Zielsetzung und Fragestellung: Defekte im proximalen Femur bei Osteoporose oder nach Implantatentfernung können das Frakturrisiko erheblich erhöhen. Die Wiederherstellung der trabekulären Knochenstruktur erscheint eine geeignete Option zur Frakturprophylaxe. Hier wollen wir unsere Erfahrungen mit AGN1 zur Defektkonditionierung in Verbindung mit verschiedenen chirurgischen Verfahren zur Wiederherstellung des proximalen Femurs teilen.
Material und Methoden: Im Zeitraum von 22 Monaten wurde bei 25 Personen (28 primären Femura) AGN1 als Defektfüller eingesetzt. Es sollen die Indikationskriterien und die ersten Erfahrungen herausgearbeitet werden.
Ergebnisse: 14 Defekte wurden im Rahmen eines sogenannten Local Osteo Enhancement Procedure gefüllt. 11 PatientInnen (8 Hüften) wurden einseitig, 3 beidseits operiert, 6 unter lokaler Analgosedation. 8 PatientInnen (9 Hüften) erhielten AGN1 in Kombination mit anderen Eingriffen (7 hüftgelenksnahe Frakturen, 1 Wirbelkörperfraktur, 1 geplante Hüfttotalprothese). Bei 6 PatientInnen wurde AGN1 in Verbindung mit einer Metallentfernung angewendet, wobei 4 bereits eine Osteoporose im Frakturstadium aufwiesen. Immer wurde AGN1 nach Debridement und Spülung injiziert. Intraoperativ kam es zu keinem unerwünschten Ereignis. In der Subgruppe mit Lokalanästhesie und Sedation deuteten leichte Schmerzen zum Ende der Applikation auf eine vollständige Defektauffüllung hin. Während des Nachuntersuchungszeitraums kam es bei einer Patientin nach 4 Wochen infolge einer Rotationsbewegung mit fixiertem Bein zu einer subcapitalen Femurfraktur am Knochen-AGN1-Interface. Röntgenuntersuchungen dokumentierten eine signifikante Knochenbildung im Schenkelhals und intertrochantären Bereich. Mindestens drei Personen scheinen vom Verfahren nach relevantem Sturz mit Frakturen an anderer anatomischer Position (periprothetisch femoral, Wirbelkörper, Sakrum) profitiert zu haben. Nach 6–9 Monaten zeigte sich eine fortgeschrittene Wiederherstellung der trabekulären Struktur am proximalen Femur, wobei AGN1 fast vollständig resorbiert war. In der Gruppe mit manifester Osteoporose und postfall syndrom wurde über weniger Schmerzen und Sturzangst berichtet. Indikationskriterien waren immer osteoporotische oder iatrogene Defekte im Rahmen einer Materialentfernung. In der Osteoporosegruppe kam AGN1 nur bei hohem oder imminentem Frakturrisiko zur Anwendung und wenn eine Operationsverlängerung nach Versorgung der Indexfraktur vertretbar war. Zur Patientensicherheit wurde der Eingriff nur von geschulten und erfahrenen Operateuren vorgenommen. Intraoperativ wurden Team-Time-Outs im Rahmen vor jedem relevanten Operationsschritt durchgeführt.
Diskussion und Schlussfolgerung: Die Ergebnisse zeigen, dass AGN1 ein sicherer und effizienter Ansatz zur Frakturprophylaxe sein kann. Dabei könnten insbesondere orthogeriatrische PatientInnen profitieren. Es müssen aber die Indikationskriterien noch präzisiert werden. Der Ansatz mit Analgosedation scheint verfolgenswert. Die medikamentöse Osteoporosebehandlung bleibt aber unverzichtbar.



