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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2025)

Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU), Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC), Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU), Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU)
28.-31.10.2025
Berlin


Meeting Abstract

Zementierung in der Hüftendoprothetik: Weniger Frakturen, aber mehr Komplikationen und höhere Sterblichkeit

Gregor Giebel 1
Alexander Grimberg 2
Yinan Wu 2
Sebastian Hardt 1
Carsten Perka
Vincent Leopold 1
1Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie, Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland
2EPRD Deutsches Endoprothesenregister, Berlin, Deutschland

Text

Fragestellung: Die Wahl zwischen zementierter und zementfreier Verankerung bei der Hüfttotalendoprothese (HTEP) für ältere Patienten bleibt umstritten. Eine zementierte Verankerung wird oft bei älteren Patienten angewendet, da niedrigere Raten von periprothetischen Frakturen, aseptischer Lockerung und eine verbesserte Langzeitüberlebensrate berichtet wurden. Allerdings birgt die Zementierung bestimmte Risiken, wie das Bone Cement Implantation Syndrome (BCIS), längere Operationszeiten und eine erhöhte Mortalität. Diese Studie zielt darauf ab, die Sicherheit der zementierten Verankerung bei älteren Patienten zu bewerten und Risikofaktoren für postoperative Komplikationen zu identifizieren, um eine patientenindividuelle Risiko-Nutzen-Abwägung zu ermöglichen.

Methodik: Diese prospektive Beobachtungsstudie verwendete Daten aus dem deutschen Endoprothesenregister (EPRD) von 763 Krankenhäusern. Die Daten wurden von November 2012 bis März 2023 erhoben. In die Studie wurden 479.125 elektive HTEPs eingeschlossen, und die Patienten wurden in vier Verankerungsgruppen unterteilt: zementfrei, zementiert, reverse-hybrid und hybrid. Die interessierenden Ergebnisse waren schwerwiegende Komplikationen, geringfügige Komplikationen und Mortalität. Logistische Regressionsmodelle wurden verwendet, um den Einfluss der Verankerung auf diese Ergebnisse zu bewerten. Kaplan-Meier-Schätzungen und Log-Rank-Tests wurden durchgeführt, um die kumulativen Mortalitätsraten zwischen den Gruppen zu vergleichen, wobei Untergruppenanalysen basierend auf dem Alter durchgeführt wurden.

Ergebnisse: Die zementierte Verankerung war mit einem signifikant höheren Risiko für schwerwiegende und geringfügige Komplikationen sowie für Mortalität im Vergleich zur zementfreien Verankerung verbunden. Die vollständig zementierte Verankerung wies das höchste Risiko für schwerwiegende und geringfügige Komplikationen sowie Mortalität auf. Reverse-Hybrid- und Hybrid-Verankerungen zeigten ein etwas geringeres Risiko. Dieses erhöhte Risiko war besonders bei jüngeren Patienten (<65 Jahre) ausgeprägt. Der Unterschied in den Komplikationen und der Mortalität zwischen zementierten und zementfreien Verankerungen nahm jedoch mit zunehmendem Alter ab. Bei Patienten im Alter von 85 Jahren und älter zeigten Hybrid- und zementfreie Verankerungen keine signifikanten Unterschiede bei schwerwiegenden und geringfügigen Komplikationen und Todesfällen.

Schlussfolgerung: Die Ergebnisse zeigen, dass zementfreie und Hybrid-Verankerungen möglicherweise bessere Ergebnisse hinsichtlich Komplikationen und Mortalität bei älteren Patienten bieten. Dies unterstreicht die Bedeutung einer individuellen Risikobewertung, bei der Alter und Komorbiditäten bei der Wahl der Verankerungstechnik berücksichtigt werden sollten.