German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2025)
Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie 2025 (DKOU 2025)
Ponseti-Methode zur Behandlung des kongenitalen Klumpfuß: Analyse von Einflussfaktoren auf Funktion und Lebensqualität
2Klinik für Allgemeine Orthopädie und Tumororthopädie, Universitätsklinikum Münster, Münster, Deutschland
3Children’s Orthopaedics and Reconstruction, Aarhus University, Aarhus, Dänemark
Text
Zielsetzung und Fragestellung: Die Ponseti-Methode kombiniert redressierende Gipse, eine Achillotenotomie und eine Orthesenbehandlung bis zum Alter von fünf Jahren und ist als Goldstandard für die Behandlung des kongenitalen Klumpfußes etabliert. Dennoch gibt es nur begrenzte Daten zu funktionellen Ergebnissen, Lebensqualität, Risikofaktoren für Rezidive und dem Zeitpunkt des Laufbeginns der behandelten Patienten. Ziel dieser Studie ist es, Zusammenhänge zwischen dem Pirani-Score, der Anzahl der initialen Gipse, dem Auftreten von Rezidiven, der Lebensqualität und dem Laufbeginn zu untersuchen.
Material und Methoden: Die klinischen Daten von 33 Patienten (47 Füße) mit kongenitalem Klumpfuß wurden retrospektiv erhoben. Patienten mit Behandlungsbeginn nach dem ersten Lebensjahr sowie mit neuromuskulären Erkrankungen wurden ausgeschlossen. Erfasst wurden der Zeitpunkt der ersten Vorstellung, der initiale Pirani-Score, die Anzahl der anfänglich angelegten Gipse, die durchgeführten operativen Maßnahmen, das Auftreten von Rezidiven sowie deren Therapie und der Zeitpunkt des Laufbeginns. Der mediane Nachuntersuchungszeitraum betrug 6,06 Jahre (IQR 3,1–9,1). Die funktionellen Ergebnisse wurden mit dem AOFAS-Hindfoot-Score bewertet, während der EQ-5D-Y-3L-Fragebogen zur Ermittlung der Lebensqualität diente. Die statistische Analyse erfolgte mit IBM SPSS Statistics 27 unter Anwendung des Spearman-Korrelationskoeffizienten (Signifikanzniveau p<0,05).
Ergebnisse: Der mittlere initiale Pirani-Score betrug 3,42 (SD=0,9). Bis zur Achillotenotomie, die in 93% der Fälle durchgeführt wurde, waren im Durchschnitt 4,9 Gipse (SD=1,6) erforderlich. Der Laufbeginn erfolgte im Mittel mit 15 Monaten (SD=4,4). Rezidive traten bei 17% der Patienten im Durchschnitt im Alter von 2,4 Jahren (SD=3,0) auf, vorwiegend bei Jungen mit 88%, wobei sich die Rezidive gleichmäßig auf beide Füße verteilten und bilateral nicht beobachtet wurden.
Die funktionellen Ergebnisse waren insgesamt sehr positiv (EQ-5D-Y-3L-VAS: 94,4±14,2; AOFAS: 95,9±7,0). Ein späterer Laufbeginn war signifikant mit schlechteren funktionellen Ergebnissen assoziiert (r=-0,367; p=0,017). Keine signifikante Korrelation bestand zwischen dem initialen Pirani-Score und der Anzahl der Gipswechsel (r=-0,033; p=0,836) oder dem Auftreten eines Rezidivs (r=0,143; p=0,372). Allerdings war eine erhöhte Anzahl an Gipswechseln mit einer geringeren Lebensqualität (EQ-5D-Y-3L) verbunden (r=-0,406; p=0,008), und ein höherer Pirani-Score zeigte eine Tendenz zu schlechteren funktionellen Ergebnissen (r=-0,297; p=0,074). Darüber hinaus wurden Physiotherapie, Schienenbehandlung und deren Compliance als Einflussfaktoren analysiert.
Diskussion und Schlussfolgerung: Sechs Jahre nach der Behandlung mit der Ponseti-Methode zeigen Patienten im Durchschnitt sehr gute funktionelle Ergebnisse und eine hohe Lebensqualität. Ein höherer Bedarf an initialen Gipswechseln war mit einer geringeren Lebensqualität assoziiert, jedoch unabhängig vom Pirani-Score. Zudem ging ein späterer Gehbeginn mit schlechteren funktionellen Ergebnissen einher.



