German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2025)
Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie 2025 (DKOU 2025)
Implantatüberleben und funktionelles Outcome 15 Jahre nach primärer Hüfttotalendoprothetik bei Dysplasiecoxarthrose
Text
Zielsetzung und Fragestellung: Die Dysplasiecoxarthrose stellt aufgrund ihrer strukturellen Veränderungen eine besondere operative Herausforderung dar und ist in der Literatur häufig mit einem erhöhten Komplikations- sowie Revisionsrisiko assoziiert. Ziel dieser Studie war die Erhebung der Langzeitergebnisse hinsichtlich Implantatüberleben, Komplikationsrate und funktionellem Outcome nach Implantation einer Hüfttotalendoprothese (Hüft-TEP) bei einer jungen Patientenkohorte mit Dysplasiecoxarthrose.
Material und Methoden: In dieser retrospektiven Kohortenstudie wurden 120 konsekutive Implantationen einer Hüft-TEP bei Patienten mit Dysplasiecoxarthrose erfasst. Eingeschlossen wurden nur Patienten unter 60 Jahren zum Zeitpunkt der Operation. Die Rekonstruktion des Azetabulums erfolgte in 103 Fällen mittels press-fit-Verankerung und in 17 Fällen zementiert. Die femorale Komponente wurde in allen Fällen zementfrei implantiert. Zur Beantwortung der Studienhypothese erfolgte nach einer Mindestnachbeobachtungszeit von 14 Jahren eine prospektive klinisch-radiologische Nachuntersuchung der Patienten. Der präoperative Dysplasieschweregrad wurde nach Hartofilakidis ermittelt und die Implantatüberlebensraten stratifiziert nach dem Schweregrad mittels Kaplan-Meier-Überlebensanalysen dargestellt und miteinander verglichen. Das mittlere Patientenalter zum Zeitpunkt der Indexoperation betrug 47 Jahre (Spanne: 19–59 Jahre). Der durchschnittliche Body-Mass-Index (BMI) lag bei 25 kg/m² (Spanne: 17–47 kg/m²). Die Einteilung des Dysplasieschweregrades erfolgte anhand präoperativer Röntgenaufnahmen nach Hartofilakidis (Typ A: 67 Patienten, 56%; Typ B: 39 Patienten, 33%; Typ C: 14 Patienten, 12%).
Ergebnisse: Nach einer mittleren Nachbeobachtungszeit von 15 Jahren (Spanne: 14,2–16,5 Jahre) waren 11 Patienten (9%) verstorben und 11 (9%) „lost to follow-up“. Insgesamt wurden 5 Prothesenrevisionen (4%) aufgrund folgender Ursachen durchgeführt: ein akuter Frühinfekt, zwei aseptische Lockerungen, eine periprothetische Fraktur und ein Implantatbruch ohne vorausgehendes Trauma. Das 15-Jahres-Überleben nach Kaplan-Meier betrug für den Endpunkt „alle Revisionen“ 95% (95%-Konfidenzintervall: 89–98%) und für den Endpunkt „aseptische Lockerung“ 98% (95%-Konfidenzintervall: 93–99%). Zwischen den drei Dysplasieschweregraden nach Hartofilakidis bestanden keine signifikanten Unterschiede hinsichtlich des Implantatüberlebens (p = 0,73). Das klinisch-funktionelle Outcome (gemessen anhand Oxford Hip Score, UCLA Activity Score und VAS Hüftschmerzen) 15 Jahre postoperativ zeigte eine signifikante und klinisch relevante Verbesserung im Vergleich zum präoperativen Zustand ohne statistisch signifikante Unterschiede zwischen den drei Dysplasieschweregraden.
Diskussion und Schlussfolgerung: Die moderne Hüftendoprothetik stellt den Goldstandard in der Behandlung der fortgeschrittenen Coxarthrose dar. Selbst unter den anspruchsvollen operativen Bedingungen einer Dysplasiecoxarthrose und jungem Patientenalter werden, unabhängig vom präoperativen Dysplasieschweregrad, exzellente Implantatüberlebensraten sowie zuverlässige funktionelle Ergebnisse im Langzeitverlauf erzielt.



