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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2025)

Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU), Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC), Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU), Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU)
28.-31.10.2025
Berlin


Meeting Abstract

Perioperativer Umgang mit SGLT-2 Inhibitoren: Neue Herausforderungen in der Alterstraumatologie

Leonard Lisitano 1
Timon Röttinger 1
Mina Baeva 1
Sebastian Schmid 1
Patrick Schlesinger 1
Annabel Fenwick 1
Edgar Mayr 1
1Universitätsklinikum Augsburg, Augsburg, Deutschland

Text

Zielsetzung und Fragestellung: SGLT-2-Inhibitoren, ursprünglich zur Behandlung von Diabetes mellitus Typ 2 entwickelt, erfreuen sich wegen ihrer kardio- und nephroprotektiven Wirkungen wachsender Beliebtheit bei geriatrischen Patienten.1 Die Neigung zu atypischen diabetischen Ketoazidosen (aDKA) zählt in Stresssituationen wie operativen Eingriffen zu den häufigsten schweren UAWs.2 Dies stellt die Unfallchirurgie mit ihren in der Regel ungeplanten operativen Eingriffen vor große Herausforderungen. Ziel dieser Studie ist es, die Häufigkeit klinisch relevanter aDKA im Rahmen der unfallchirurgischen Behandlung zu untersuchen und mögliche protektive Faktoren zu identifizieren.

Material und Methoden: Retrospektiv wurden 50 Patienten über 65 Jahren mit SGLT-2-Inhibitor-Therapie und operativ zu versorgender Fraktur analysiert. Analysiert wurden Eingriffsart/-zeitpunkt, Zeit bis zur OP, Ketonkörper (Aufnahme, prä-/postoperativ, 2 h und 4 h post OP). Zudem wurden die Aufnahme auf die Intensivstation, die Gründe für die Intensivaufnahme, Komplikationen, die OP-Dauer und die Nüchternzeit bis zur Operation erfasst. Zur statistischen Auswertung kamen der Mann-Whitney-U-Test, der Chi-Quadrat-Test bzw. der Fisher-Exakt-Test sowie eine Korrelationsanalyse (Spearman) zum Einsatz.

Ergebnisse: Bei 30,6% der Patienten trat postoperativ eine aDKA auf, wovon fast die Hälfte (45,5%) aufgrund der aDKA intensivmedizinisch behandelt werden musste. Im Gegensatz dazu wurden nur 12% der Patienten ohne aDKA auf die Intensivstation aufgenommen (p=0,04). Für die Ketonwerte bei Aufnahme sowie präoperativ konnte kein signifikanter Zusammenhang mit dem Auftreten einer relevanten aDKA oder der Aufnahme auf die Intensivstation nachgewiesen werden (p=0,757 bzw. p=0,245). 2 bzw. 4 Stunden postoperativ zeigten die Ketonkörper jedoch eine signifikante Korrelation mit der Intensivaufnahme (p=0,049 bzw. p=0,021).

Zwischen der OP-Dauer in Minuten und der Anzahl der Ketonkörper zu allen Zeitpunkten konnte keine signifikante Korrelation festgestellt werden (Spearman). Ebenso zeigte sich kein signifikanter Zusammenhang zwischen der Zeitspanne vom Absetzen des SGLT-2-Inhibitors bei Aufnahme bis zur Operation und der Anzahl der Ketonkörper.

Diskussion und Schlussfolgerung: Die Studie zeigt die Bedeutung der aDKA als ernste Komplikation der SGLT-2-Inhibitor-Therapie bei unfallchirurgischen Patienten. Während die Häufigkeit von aDKA in der Literatur mit 0,1% bis 0,5% pro Jahr angegeben wird, lag die Inzidenz in dieser Studie bei über 30% im Kontext der notfallmäßigen operativen Versorgung deutlich höher.1,3 Zudem zeigte sich, dass das Absetzen der SGLT-2-Inhibitoren und die damit verbundene Verzögerung der Operation keinen Einfluss auf das Auftreten einer aDKA hatte. Diese Ergebnisse stellen die aktuelle Empfehlung, operative Eingriffe um 72 Stunden zu verschieben, infrage.4