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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2025)

Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU), Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC), Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU), Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU)
28.-31.10.2025
Berlin


Meeting Abstract

Die Rolle von Planungssoftware in der Revisionsendoprothetik – wie ändern neue Technologien unsere Sichtweise auf Glenoiddefekte?

Mara Warnhoff 1
Florian Freislederer 1
Asimina Lazaridou 1
Markus Scheibel 1,2
1Schulthess Klinik, Zürich, Schweiz
2Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie, Charité, Berlin, Deutschland

Text

Zielsetzung und Fragestellung: Mit steigender Anzahl implantierter Schulterendoprothesen steigt auch die Zahl der Revisionen. Besonders glenoidale Defekte stellen eine Herausforderung dar. In der Primärendoprothetik sind 3-D Planungsprogramme etabliert, während für Revisionen lange keine entsprechenden Tools verfügbar waren. Metallartefakte und Fremdmaterial erschweren die Planung anhand präoperativer Bildgebung. Ziel dieser Studie ist der Vergleich der dreidimensionalen CT-Darstellung des glenoidalen Bonestocks mittels Software (Blueprint revision; Stryker, Kalamazoo, MI, USA) mit intraoperativen Bildern, um Empfehlungen für Revisionen abzuleiten und bestehende Klassifikationssysteme für Glenoiddefekte zu überprüfen.

Material und Methoden: Von 53 Patienten, welche nach Implantation einer schaftlosen, anatomischen Schulterendoprothese mit zementiertem, pegged PE-Glenoid (Arthrex, Naples, FL, USA) revidiert wurden und ausreichende präoperative CT-Diagnostik und intraoperative Dokumentation des Glenoiddefektes hatten, konnten 51 in diese laufende Studie eingeschlossen werden. Das präoperative CT wurde manuell segmentiert, wobei in jeder Schicht Fremdmaterial und Artefakte im Datensatz markiert wurden, um diesen anschliessend als 3D Rekonstruktion in der Planungssoftware hochzuladen. Bewertet wurde die korrekte Darstellung von „containment“ vs. „non-containment“. Glenoiddefekte wurden anhand bestehender Klassifikationen nach Antuna, Gohlke, Gupta-Seebauer und Williams-Iannotti eingeteilt, sowie additive Kriterien (z.B. Penetration des Glenoidkelches, Konfluenz der Verankerungspunkte) angewendet. Medialisierung wurde am CT nach Kocsis et al. bestimmt.

Ergebnisse: 60,8% (n=31) der Defekte waren contained. Bei 78,4% wurde das containment korrekt dargestellt. 9 Defekte (17,6%) wiesen eine Durchbrechung des Glenoidkelches auf. Bei 56,9% (n=29) waren die Verankerungs-Punkte konfluierend. Nach Kocsis et al. wiesen 3 Patienten eine Medialisierung Typ 3, 18 Typ 2 und 30 Typ 1 auf. In der Klassifikation nach Antuna konnten 5 Defekte nicht zugeordnet werden, nach Gohlke 9 und nach Gupta-Seebauer 15. Nach Williams-Iannotti konnten zwar alle Defekte klassifiziert werden, keine der bestehenden Klassifikationen berücksichtigt jedoch die Medialisierung des Glenoides. Ein neues Klassifikationssystem wurde daher entwickelt, das Medialisierung (M), containment (C), Konfluenz der Verankerungspunkte (A) und Penetration des Glenoidkelches (P) einbezieht. Medialisierung wurde mit Kocsis Typ 2 oder 3 festgelegt. Die Klassifikation ermöglichte die Einteilung in 12 Typen, von denen Typ M+C+A+P (n=13) am häufigsten vorkam.

Diskussion und Schlussfolgerung: Planungssoftware stellt den intraoperativen Bonestock reliabel dar und unterstützt die präoperative Planung. Bestehende Klassifikationen bilden Glenoiddefekte nach Versagen zementierter pegged PE-Glenoidkomponenten nicht präzise ab. Ein neues Klassifikationssystem wird daher vorgeschlagen, das spezifische Aspekte dieser Defekte berücksichtigt wie Medialisierung der joint-line, Containment, Grösse des zentralen Defektes durch Konfluenz der Verankerungspunkte und intakter Glenoid-Vault.