German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2025)
Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie 2025 (DKOU 2025)
Zytokinausschüttung nach coxalem Monotrauma bei geriatrischen Patienten
2Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Universitätsklinikum Düsseldorf, Düsseldorf, Deutschland
3Joint Research Center for Computational Biomedicine, RWTH Aachen University, Aachen, Deutschland
4MVZ Kaufungen, Kaufungen, Deutschland
5Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie, Philipps Universität Marburg, Marburg, Deutschland
Text
Zielsetzung und Fragestellung: IL-6, IL-10 und CCL2 (MCP-1) sind wesentliche Mediatoren der Immunantwort nach Trauma. Während IL-6 proinflammatorisch wirkt, übernimmt IL-10 eine regulatorische Funktion. CCL2 ist entscheidend für die Rekrutierung von Monozyten und deren Differenzierung zu Makrophagen. Eine Dysbalance dieser Mediatoren wird bei geriatrischen Patienten mit einem erhöhten Risiko für Delir, Wundinfektionen, Pneumonie und verzögerte Frakturheilung diskutiert.
Unsere Hypothese lautet, dass eine proximale Femurfraktur bei geriatrischen Patienten eine Zytokinfreisetzung induziert, die vergleichbar mit der eines Polytraumas bei jüngeren Patienten ist. Die Höhe und der zeitliche Verlauf der IL-6-, IL-10- und CCL2-Konzentrationen könnten prädiktive Marker für das postoperative Outcome und das Risiko für Komplikationen darstellen.
Das Ziel der Studie ist die Analyse der Zytokinausschüttung bei proximalen Femurfrakturen bei geriatrischen Patienten. Als Vergleich dient eine Gruppe geriatrischer Patienten mit elektivem Hüftgelenkersatz sowie eine junge, gesunde Kontrollgruppe zur Bestimmung der Basalwerte.
Material und Methoden: Es wurde eine prospektive, bizentrische Beobachtungsstudie durchgeführt. Eingeschlossen wurden Patienten im Alter ≥ 70 Jahre mit einer proximalen Femurfraktur, eine Vergleichsgruppe geriatrischer Patienten, die sich einem elektiven Hüftgelenksersatz unterzogen, sowie eine junge (< 50 Jahre) gesunde Kontrollgruppe. Ausschlusskriterien umfassten Autoimmunerkrankungen, die Einnahme von immunmodulatorischer Medikation und das Vorliegen einer aktiven Tumorerkrankung.
Die Blutentnahmen zur Bestimmung der Zytokinkonzentrationen erfolgten zu fünf definierten Zeitpunkten: präoperativ, unmittelbar postoperativ sowie am ersten, vierten und siebten postoperativen Tag. Der jungen, gesunden Kontrollgruppe wurde einmalig Blut abgenommen.
Ergebnisse: Insgesamt konnten 127 Traumapatienten, 48 elektive Patienten und 9 Probanden in der Kontrollgruppe in die Studie eingeschlossen werden. Die Traumapatienten wurden je nach Frakturtyp in die Gruppe der medialen Schenkelhalsfraktur (n = 61) oder der pertrochantären Femurfraktur (n = 66) eingeteilt.
Die verunfallten Patienten hatten einen signifikant höheren präoperativen CCL2- (p < 0,05) und Interleukin-6-Spiegel (p < 0,0001) im Vergleich zur jungen Kontrollgruppe. Die IL-6/IL-10-Ratio war in der Traumagruppe präoperativ signifikant höher. Die höchste IL-6/IL-10-Ratio wurde jedoch am ersten postoperativen Tag in der elektiven Gruppe gemessen.
Die Traumapatienten waren signifikant älter (Median: 85 Jahre, IQR 80–90 vs. 79,5 Jahre, IQR 75–83; p < 0,001), wiesen einen höheren ASA-Score (Median: 3, IQR 3–3; p < 0,001) sowie eine erhöhte Clinical Frailty Scale (CFS) auf (Median: 5, IQR 3–6; p < 0,001).
Diskussion und Schlussfolgerung: Proximale Femurfrakturen bei geriatrischen Patienten induzieren eine ausgeprägte Zytokinfreisetzung. IL-6, IL-10 und CCL2 sowie die IL-6/IL-10-Ratio könnten prädiktive Marker für postoperative Komplikationen sein. Diese Marker könnten eine frühzeitige Risikoabschätzung und individuelle Therapieanpassungen ermöglichen, um das postoperative Outcome zu verbessern.



