German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2025)
Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie 2025 (DKOU 2025)
Wechselwirkung zwischen anteroposteriorer Migration der tibiofemoralen Kontaktdruckmechanik und anteriorer Slope-reduzierender Osteotomien – eine biomechanische Studie
Text
Zielsetzung und Fragestellung: Ein steiler posteriorer tibialer Slope führt zu einer erhöhten anterioren tibialen Translation, was das Risiko eines Transplantatversagens nach vorderer Kreuzbandrekonstruktion und einer frühzeitigen Degeneration der posterioren tibiofemoralen Kompartimente erhöht. Die Auswirkungen der Slopereduktion auf die tibiofemorale Kontaktmechanik sind jedoch noch nicht genau definiert.
Ziel dieser Studie war die Quantifizierung der tibiofemoralen Kontaktmechanik nach infratuberositärer Slope-reduzierender Osteotomie. Es wurden die Hypothesen aufgestellt, dass (1) eine Slopereduktion unabhängig vom Flexionswinkel zu einer Verlagerung des Kraftzentrums (COF) ohne Veränderung der tibiofemoralen Druckcharakteristika führt und (2) die VKB-Integrität die Slope-abhängigen Veränderungen der tibiofemoralen Kontaktmechanik beeinflusst.
Material und Methoden: An acht frisch gefrorenen Kniekörperspenderpräparaten wurde eine infratuberositäre Slope-modizierende Osteotomie durchgeführt und mit einem Fixateur externe fixiert, der eine präzise Slopereduktion von 15° auf 0° in 5°-Schritten ermöglichte. Unter Verwendung eines kinematischen Aufbaus, welcher eine uneingeschränkte Translation und Rotation erlaubte, wurden die Präparate bei 0°, 30°, 60° und 90° Knieflexion mit 400 N axial belastet. Mittels hochauflösender Drucksensoren (K-scan 4000, TekScan) wurden die anteroposteriore/mediolaterale COF-Migration sowie die tibiofemoralen Kontaktdruckcharakteristika (Kontaktfläche, Mitteldruck, und Spitzendruck) bei 0°, 30°, 60° und 90° Knieflexion für die verschiedenen Slopeeinstellungen im VKB-intakten und -defizienten Zustand analysiert.
Ergebnisse: Unabhängig vom Flexionswinkel und der VKB-Integrität zeigte der Slope eine starke und lineare Korrelation mit der anteroposterioren COF-Migration (alle Pearson’s r ≤ 0,93; P < 0.01). Eine Slopeverringerung führte bei allen Flexionswinkeln zu einer signifikanten anterioren COF-Translation (P < 0.05), während keine signifikante Medialisierung/Lateralisierung des COF beobachtet wurde. Unabhängig vom Ausmaß der Slopereduktion wurden weder die Kontaktfläche noch der Mittel- und Spitzendruck im lateralen und medialen Kompartiment durch eine infratuberositäre Slopeosteotomie beeinflusst. Im Vergleich zum VKB-intakten Kniegelenk erhöhte eine VKB-Defizienz die anteriore COF-Translation (P < 0.05), während die VKB-Defizienz keinen signifikanten Einfluss auf die mediolaterale COF-Migration, die Kontaktfläche sowie den Mittel- und Spitzendruck hatte.
Diskussion und Schlussfolgerung: Eine Slopereduktion verändert die Kontaktmechanik, wobei eine lineare Beziehung zwischen dem Slope und der anteroposterioren Kontaktdruckverlagerung besteht. Eine Slopereduktion führt zu einer anterioren Umverteilung des Kontaktdruckes und einer Entlastung des posteromedialen/-lateralen Kompartiments. Bei rezidivierender VKB-Instabilität und steilem Slope kann eine Slope-reduzierende Osteotomie neben dem Schutz des VKB-Transplantates auch die häufig begleitend verletzten posteromedialen-/lateralen Meniskuswurzeln entlasten und das Risiko eines möglichen Versagens nach deren Repair reduzieren.
Abbildung 1 [Abb. 1]
Abbildung 1: Effekt des Takeuchi-Frakturtyps auf die Scherdislokation und Torsionssteifigkeit der MOWHTO.
Abbildung 2 [Abb. 2]
Abbildung 2: Einfluss der Slopereduktion auf die anteriore COF-Migration in Abhängigkeit der VKB-Integrität.



