German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2025)
Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie 2025 (DKOU 2025)
Einfluss der Beinachse in der Frontalebene auf die femorale und tibiale Torsion
2Sportmedizin und Sportorthopädie Universitätsklinikum Tübingen, Tübingen, Deutschland
Text
Zielsetzung und Fragestellung: Mögliche Beziehungen zwischen der Torsion und der koronaren Achsausrichtung (Valgus und Varus) der unteren Extremität wurden bisher nur wenig untersucht. Vorliegende Daten sind sehr inkonsistent. Dabei können Fehlstellungen der unteren Extremität weitreichende Folgen haben, wie beispielsweise die Entstehung einer Arthrose oder patellofemorales Maltracking. Die vorliegende Studie untersucht den Einfluss der Beinachse in der Frontalebene auf die femorale und tibiale Torsion. Untersucht wurde, ob eine koronare Achsabweichung auf das Ausmaß der Torsion schließen lässt, um die korrekte Analyse der Beinachse zu erleichtern.
Material und Methoden: Es wurden 356 Beine von insgesamt 226 Patienten vermessen. Die femorale und tibiale Torsion wurden anhand von Torsions-CTs erfasst (Methode nach Waidelich). Die Vermessung der Beinachse erfolgte nach Paley an Ganzbeinstandaufnahmen. Alle Messungen wurden mit der Software von MediCAD (Hectec GmbH, Altdorf, Germany) durchgeführt. Erfasst wurden die femorale und tibiale Torsion, der Winkel zwischen den mechanischen Achsen von Femur und Tibia (mFA-mTA) und die Gelenkwinkel mLPFA, mLDFA, mMPTA und mLDTA. Primär wurden die Beine in drei Gruppen eingeteilt: Valgus-Gruppe, Neutral-Gruppe, Varus-Gruppe.
Ergebnisse: Zusammenhänge zwischen der Beinachse in der Frontalebene und der tibialen und femoralen Torsion bestehen nur eingeschränkt. Die tibiale Torsion nimmt zu, wenn die Beinachse in der Frontalebene von Valgus zu Varus wechselt (Korrelation r = 0,35 (p < 0,001)). Eine Beziehung zwischen der femoralen Torsion und dem mFA-mTA fand sich nur bei männlichen Probanden (r = -0,34; p< 0,001). Zwischen den Gelenkwinkel nach Paley und der Torsionen ließen sich größtenteils keine relevanten Beziehungen feststellen. Allein der mLDFA stand in schwachem Zusammenhang mit der femoralen und tibialen Torsion. Es konnte gezeigt werden, dass die Frauen häufiger eine valgische Beinachse und signifikant mehr femorale Innentorsion aufwiesen. Dies ist von Bedeutung, da eine Valgusfehlstellungen mit vorderem Knieschmerz aufgrund von Patellamaltracking assoziiert ist.
Diskussion und Schlussfolgerung: Diese Studie zeigt, dass Achsabweichungen in der Frontalebene mit der Ausprägung der femoralen und tibialen Torsion in Verbindung stehen, die Messwerte der Beinachse in der Frontalebene, aber nicht auf das Ausmaß der femoralen und tibialen Torsion schließen lassen. Dies ist klinisch von hoher Relevanz und bedeutet, dass Torsionsdeformitäten im klinischen Alltag immer individuell betrachtet werden müssen und eine genaue und detaillierte Analyse der Beinachse in allen Ebenen von großer Bedeutung ist. Varische Beine sind mit einer vermehrten tibialen Außentorsion und ein größerer mLDFA ist mit einer stärkeren femoralen Innentorsion und tibialen Außentorsion verbunden.



