German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2025)
Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie 2025 (DKOU 2025)
Frühe Gastrocnemius-Lappenplastik bei PJI nach Knie-TEP?
Text
Zielsetzung und Fragestellung: Eine plastische Deckung mit einem gestielten M. gastrocnemius-Muskelschwenklappen ist nach Knie-TEP eine Versorgungsmöglichkeit bei Wundheilungsstörungen (WHS) und/oder Prothesen-Infektion (PJI).
Eine aktuelle eigene systematische Literaturrecherche ergab 48 Studien aus den Jahren 2017–2022, bei denen Ergebnisse zu der o.g. plastischen Methode mit Endpunkten vorlagen, welche Einheilungsraten, Sicherheit der Anwendung, aber auch „Erfolg“ (definiert als mindestens Beinerhalt) beschreiben konnten. Die auswertbaren Studien hatten im MW 39 Patienten (Median 31, range 25–83) eingeschlossen. Die Daten zeigten nahezu keine Lappenverluste mit einem „Erfolg“ bei über 80% der betroffenen Extremitäten.
Aus diesen Daten entwickelten wir die Hypothese einer möglichst frühzeitigen muskelplastischen Deckung von WHS nach Knie-TEP.
Material und Methoden: Nach der o.g. systematischen Literaturrecherche wurden 45 Lappenplastiken mit M. gastrocnemius aus dem eigenen Kollektiv zu den o.g. Endpunkten ausgewertet und die Patienten nachuntersucht (u.a. SF-36).
Ergebnisse: Zum Zeitpunkt der Lappenplastik hatten die Patienten im Mittel bereits 5,9 Vor-Operationen erlebt. Nach den Lappen-Versorgungen verliefen dann 42% der Verläufe ohne jede weitere Komplikation, in 89% (34/45) gelang letztendlich langfristig der Beinerhalt.
Bei der Nachuntersuchung mit dem SF-36 waren die ausgewerteten Dimensionen hinsichtlich Funktion und Lebensqualität zusammengefasst eher günstig bis ambivalent – verglichen mit der deutschen Normstichprobe des SF-36.
Diskussion und Schlussfolgerung: In unserer Interpretation kann damit die Hypothese einer möglichst frühen Lappenplastik bei WHS nach Knie-TEP gestützt werden. Ausweislich der auch in unserem Kollektiv sehr hohen Erfolgsrate sollte die Nutzung der Lappenplastik nicht erst als „letzter Versuch“ genutzt werden. Trotz der Morbidität und der ästhetischen Folgen des Eingriffs sollten die Patienten bei WHS nach Knie-TEP früh über diesen erfolgversprechenden Weg informiert werden.



