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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2025)

Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU), Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC), Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU), Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU)
28.-31.10.2025
Berlin


Meeting Abstract

Failure to Rescue statt Komplikationsraten als Qualitätsindikator in der Polytraumaversorgung – eine Analyse des TraumaregisterDGU®

Jan Stein 1
Aileen Spieckermann 1
Oliver Cruciger 1
Christopher Ull 1
Thomas Schildhauer 1
Uwe Hamsen 1
Rolf Lefering 2
TraumaRegister DGU 3
1BG Universitätsklinikum Bergmannsheil, Bochum, Deutschland
2Institut für Forschung in der Operativen Medizin (IFOM), Köln, Deutschland
3AUC – Akademie der Unfallchirurgie GmbH, München, Deutschland

Text

Zielsetzung und Fragestellung: Failure to Rescue ist die Rate der Verstorbenen einer Patientenkohorte, die eine Komplikation erleiden. In der elektiven Chirurgie ist sie ein etablierter Qualitätsindikator. Unsere Studie untersucht, ob Failure to Rescue geeignet ist, im Traumregister als Qualitätsindikator zwischen Traumazentren zu determinieren.

Material und Methoden: In einer retrospektiven Auswertung des TraumaRegisterDGU® zwischen 01/2014 und 12/2023 wurden Traumazentren nach risikoadjustierter Mortalität in 4 Kategorien (niedrige, intermediär-niedrige, intermediär-hohe und hohe Mortalität) eingeteilt. Eingeschlossen wurden alle regionalen und überregionalen Traumazentren in Deutschland, die mindestens 150 Fälle im Studienzeitraum behandelten. Die Patientenkohorten der 4 Kategorien wurden verglichen hinsichtlich Komplikationsraten (thromboembolische Ereignisse, Sepsis und Multiorganversagen) und Failure to Rescue.

Ergebnisse: Insgesamt konnten im Zeitraum 01/2014–12/2023 110,490 Patienten, behandelt in 157 Traumazentren, eingeschlossen werden. Zentren mit niedriger Mortalität hatten eine tatsächliche/erwartete (%) Sterblichkeit von 11.6/12.6, Zentren mit intermediär-niedriger Mortalität 13.1/12.4, Zentren mit intermediär-hoher Mortalität 13.7/11.6 und Zentren mit hoher Mortalität 15.0/11.2. Komplikationsraten waren höher in Zentren mit niedrigerer Mortalität: Thromboembolische Ereignisse: 3,3% zu 3,0% zu 2,3% zu 2,1%; Sepsis: 5,8% zu 5,0% zu 4,4% zu 4,0%. Die Sterblichkeit nach einer Komplikation (Failure to Rescue) korrelierte stark mit der Mortalität der Zentren: Sterblichkeit nach thromboembolischen Ereignis oder Sepsis: Ereignis: 23,2% zu 25,6% zu 30,0% zu 34,2%.

Diskussion und Schlussfolgerung: Failure to Rescue kann zwischen Traumazentren mit niedriger und hoher risikoadjustierter Mortalität differenzieren, während Komplikationsraten nicht mit der Mortalitätsrate eines Traumazentrums korreliert. Failure to Rescue ist leicht mithilfe des Traumaregisters zu ermitteln und eignet sich gut als Qualitätsindikator, während die Komplikationsrate das nicht tut. Es könnte eine wichtige Größe im Qualitätsmanagement der Traumazentren darstellen und unterstreicht die besondere Wichtigkeit des Komplikations-Managements für das Outcome nach Polytrauma.