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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2025)

Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU), Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC), Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU), Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU)
28.-31.10.2025
Berlin


Meeting Abstract

Fallserie von 25 Patienten mit nekrotisierender Fasziitis an der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU): Eine umfassende statistische Analyse und detaillierte Korrelation der medizinischen Parameter

Rouven Neudeck 1
Konstantin Wehrkamp 2
Fabian Gilbert 2
Wolfgang Böcker 2
Alexander Keppler 2
Carl Neuerburg 2
1Muskuloskelettalen Universitätszentrums München – MUM, LMU Klinikum, München, Deutschland
2Muskuloskelettalen Universitätszentrums München – MUM LMU, München, Deutschland

Text

Zielsetzung und Fragestellung: Die nekrotisierende Fasziitis (NF) ist eine bakterielle Erkrankung aus einer Gruppe von Entitäten mit aggressivem Verlauf. Ein sofortiges und radikales chirurgisches Débridement ist eine Voraussetzung für das Überleben bei einer NF. Des Weiteren ist die sofortige Gabe von hochdosierten Breitbandantibiotika und eine differenzierte Intensivbehandlung notwendig. In dem Zeitraum von Oktober 2022 bis August 2023 kam es zu einer unklaren Zunahme an Fällen von nekrotisierenden Fasziitiden an der LMU München, weshalb die Fälle retrospektiv analysiert wurden. Ziel dieser Studie ist die Durchführung einer umfassenden statistischen Analyse von Patientendaten mit dem Ziel, mögliche Korrelationen zwischen verschiedenen medizinischen Parametern und dem Krankheitsverlauf zu ermitteln.

Material und Methoden: Diese retrospektive Studie befasst sich mit 25 Patienten, die zwischen 10/2022 und 08/2023 am Klinikum der LMU München mit NF diagnostiziert und behandelt wurden. Für die statistische Auswertung wurden der Mann-Whitney U-Test, die Spearman-Korrelation und der Chi-Quadrat-Test verwendet.

Ergebnisse: Das Durchschnittsalter der Patienten betrug 62,5 Jahre, mit einer Standardabweichung (SD) von 15,68 Jahren. Die am häufigsten betroffenen anatomischen Regionen waren die unteren Extremitäten (48%) folgend die oberen Extremitäten (32%). Der Thorax war in 24%, das Becken in 20% und der Kopf in 8% der Fälle betroffen. Bei 83,3 % der Patienten wurde vor der ersten Operation eine diagnostische Bildgebung durchgeführt.

Bei den Fällen ohne intrathorakale Beteiligung lag die Sterblichkeitsrate bei 21,74%, während bei intrathorakalem Befall die Sterblichkeitsrate bei 100% lag. Die Amputationsrate der Extremitäten lag bei 16,6% im Kollektiv.

Deutlich erhöhte PCT-Werte bei der Aufnahme in das Krankenhaus korrelierte signifikant mit einer höheren Sterblichkeitsrate (p = 0,018), ebenso wie deutlich erhöhte IL6-Wert bei der Aufnahme in das Krankenhaus (p = 0,011). Darüber hinaus waren erhöhte Kreatininwerte (p = 0,003) und eine verringerte GFR (p = 0,005) signifikant mit einem tödlichen Ausgang verbunden. Des Weiteren waren erhöhte Werte des bereits etablierten LRINEC-Scores nicht mit einer erhöhten Letalität assoziiert (p = 0,926)

Diskussion und Schlussfolgerung: Die Analyse der Daten ergab, dass deutlich PCT- und ein hoher IL6-Wert bei der Krankenhausaufnahme statistisch signifikant mit einer erhöhten Sterblichkeit verbunden waren. Die Identifizierung von PCT und IL6 als potenzielle prognostische Marker für den Ausgang der NF bei der Erstdiagnose unterstreicht die Bedeutung einer systematischen Labordiagnostik bei der Beurteilung der Krankheitsschwere. Darüber hinaus bestätigt die statistisch signifikante Assoziation zwischen erhöhten Kreatin- und verminderten GFR-Werten bei der Krankenhausaufnahme mit einer erhöhten Sterblichkeit, dass die Nierenfunktion einen signifikanten Einfluss auf das Ergebnis hat.