German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2025)
Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie 2025 (DKOU 2025)
Vergleich der intraoperativen 2D- und 3D-Bildgebung für die Detektion von dorsalen Schraubenüberstanden bei der palmaren Plattenosteosynthese am distalen Radius
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Zielsetzung und Fragestellung: Distale Radiusfrakturen gehören zu den häufigsten Frakturen bei Erwachsenen und erfordern abhängig vom Frakturausmaß ggf. eine operative Versorgung, z.B. mittels palmarer Plattenosteosynthese. Eine mögliche Komplikation hierbei ist die Irritation und Ruptur von Strecksehnen infolge eines dorsalen Schraubenüberstandes. Insbesondere die Darstellung eines Schraubenüberstandes im 3. Strecksehnenfach ist in der lateralen Projektion aufgrund der Überprojektion durch das Tuberculum Listeri erschwert. Die intraoperative 3D-Bildgebung wird bei komplexen intraartikulären Frakturen zunehmend verwendet, um die Reposition und Lage von Osteosynthesematerial zu beurteilen. In dieser Studie soll die Detektion eines dorsalen Schraubenüberstandes bei der palmaren Plattenosteosynthese am distalen Radius in Humanpräparaten zwischen konventioneller Fluoroskopie und 3D-Bildgebung verglichen werden.
Material und Methoden: Es wurden winkelstabile Platten an sechs distalen Radii von Humanpräparaten über einen palmaren Zugang eingebracht. Im Anschluss wurden sequentiell 2 Schrauben ausgetauscht, um einen dorsalen Schraubenüberstand von jeweils 1–2 mm und > 2 mm zu erzielen. Der Schraubenüberstand wurde über einen dorsalen Zugang offen dargestellt. Die Bildgebung erfolgte mit einem mobilen C-Bogen mittels konventioneller Fluoroskopie (anterior-posterior (AP), lateral (Lat), Pronation (Pro), Supination (Sup), dorsal tangential view (DTV), carpal shoot through view (CSV)) und 3D-Scan. Das Vorliegen eines Schraubenüberstandes wurde in den Einzelbildern bzw. Kombinationen aus 4–6 Projektionen von 3 verblindeten Betrachtern beurteilt.
Ergebnisse: Die Sensitivität für die Detektion eines dorsalen Schraubenüberstandes lag bei der 3D-Bildgebung bei 97,2% und bei der 2D-Fluoroskopie bei maximal 77,8% (3D: 97,2%; Komb.1 (AP, Lat, Pro, Sup): 63,9%; Komb.2 (AP, Lat, DTV, CSV): 72,2%; Komb.3 (AP, Lat, Pro, Sup, DTV, CSV): 77,8%). Bei einem Schraubenüberstand von 1–2 mm lag die Sensitivität des 3D-Scans bei 94,4% während mit der konventionellen Fluoroskopie eine Sensitivität von maximal 55,56% erreicht werden konnte. Ein Schraubenüberstand von >2 mm konnte im 3D-Scan und in der konventionellen Fluoroskopie bei Verwendung des dorsal tangential view mit einer Sensitivität von 100% erkannt werden. Die Spezifität war bei der 3D-Fluoroskopie 100% und bei der 2D-Flouroskopie 77,78–88,89%. Die Interrater-Reliabilität war bei der 3D-Bildgebung sehr hoch (Fleiss‘ Kappa: 0,92) und bei der 2D-Bildgebung hoch (Fleiss‘ Kappa: 0,62–0,70). Das Dosisflächenprodukt war bei der intraoperativen 3D-Bildgebung signifikant höher (3D: 42,37±0,37 mGycm2, 2D: 14,16±3,72 mGycm2, p<0,0001).
Diskussion und Schlussfolgerung: Insgesamt konnte gezeigt werden, dass die Verwendung der intraoperativen 3D-Bildgebung zum Erkennen von dorsalen Schraubenüberständen am distalen Radius beitragen kann. Die Unterschiede der Detektionsrate zwischen 2D-Fluoroskopie und 3D-Bildgebung waren insbesondere bei Schraubenüberständen < 2 mm signifikant.



