German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2025)
Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie 2025 (DKOU 2025)
Orthopädie und Unfallchirurgie unter einem Dach: Eine Analyse der Schwerpunktsetzung in deutschen Kliniken am Beispiel Hessens
Text
Zielsetzung und Fragestellung: Im Jahr 2005 wurden die bis dahin eigenständige Orthopädie mit dem chirurgischen Schwerpunkt Unfallchirurgie zu einem gemeinsamen Fachgebiet zusammengeführt. Doch wie sieht die Situation 20 Jahre später aus? Sind Orthopädie und Unfallchirurgie (O&U) tatsächlich vereint oder lediglich koexistent? Werden beide Disziplinen in den Kliniken gleichwertig berücksichtigt, oder zeigen sich Schwerpunktsetzungen? Ist es in der Praxis eher „Orthopädie oder Unfallchirurgie“?
Material und Methoden: Anhand einer Querschnittsstudie wurden alle Kliniken in Hessen verglichen, die operativ im Bereich O&U tätig sind. Die Kliniken wurden anhand folgender Parameter analysiert: das Zuweisungssystem des Rettungsdienstes, die Einstufung als Trauma- oder Endoprothesenzentrum, die Behandlungszulassung durch die DGUV sowie die Anzahl der im Klinikatlas hinterlegten endoprothetischen Primär- und Wechseleingriffe an Hüft- und Kniegelenk.
Daten zu Klinikgröße und Trägerschaft wurden dem Bundes-Klinik-Atlas entnommen. Eine Klink mit einer Gesamtbettenzahl von über 400 gilt als „groß“, unter 120 als „klein“, dazwischen als „mittel“. Durch Onlinerecherche erhielten wir Infromationen über innerklinische Strukturen.
Ergebnisse: In die Studie wurden 86 Kliniken des Fachbereichs O&U einbezogen. Die Ergebnisse sind in Tabelle 1 [Tab. 1] dargestellt.
Keine der zehn überregionalen Traumazentren zählt zu den zehn Kliniken mit den meisten primärendoprothetischen Eingriffen. Im Vergleich zu den zehn führenden Kliniken der Primär- bzw. Wechselendoprothetik sind überregionale Traumazentren signifikant häufiger große Kliniken (p=0,002 bzw. p=0,006).
Ein Vergleich der jeweils zehn größten Kliniken für Primär- und Wechselendoprothetik zeigt keinen signifikanten Unterschied in der Klinikgröße. Sechs der zehn Kliniken sind in beiden Kategorien gleichzeitig vertreten. Fünf der zehn Kliniken mit den meisten primärendoprothetischen Eingriffen sind Schwerpunktkliniken. Drei dieser fünf Kliniken haben eine alleinige Abteilung für Orthopädie ohne weitere Unfallchirurgie. Unter den zehn führenden Kliniken für Primärendoprothetik hatten nur drei eine gemeinsame Abteilung für O&U. Im Vergleich hierzu ist in neun der zehn überregionalen Traumazentren O&U in einer gemeinsamen Abteilung organisiert.
An überregionalen Traumazentren wurden signifikant weniger primärendoprothetische Eingriffe durchgeführt als an den zehn Kliniken mit den meisten primärendoprothetischen oder wechselendoprothetischen Eingriffen (p<0,001 bzw. p=0,003).
Diskussion und Schlussfolgerung: Die Ergebnisse zeigen, dass führende Kliniken des Fachbereichs O&U häufig einen Versorgungsschwerpunkt auf Orthopädie oder Unfallchirurgie setzen. Die primärendoprothetische Versorgung wird vor allem an kleinen bis mittelgroßen Kliniken mit eigenständigen oder alleinigen Fachabteilungen für Orthopädie erbracht. Ein Großteil dieser Kliniken ist nicht als Traumazentrum zertifiziert. Auch die Zertifizierung als Endoprothetikzentrum fällt an Klinken mit endoprothetischem Schwerpunkt geringer als erwartet aus (vgl. Tabelle 1 [Tab. 1]).
Im Gegensatz dazu findet die überregionale Schwerverletztenversorgung vorwiegend in großen Kliniken mit unfallchirurgischem Schwerpunkt statt, mit geringerem Anteil an Primärendoprothetik.




