German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2025)
Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie 2025 (DKOU 2025)
Fadentapes zeigen eine vermehrte Elongation bei der Verwendung eines chirurgischen Knotens im Vergleich zu runden Fäden – eine biomechanische Untersuchung
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Zielsetzung und Fragestellung: Die Anforderungen an das verwendete Fadenmaterial zur Naht oder Refixation bei Sehnen- und Bandrupturen sind eine hohe Versagenslast bei gleichzeitig geringer Elongation. Ziel dieser Studie war es, verschiedene Faden-/Tapematerialien hinsichtlich ihrer biomechanischen Primärstabilität in geknotetem und knotenlosem Zustand zu vergleichen. Es wurde vermutet, dass ein chirurgischer Knoten in einem Tapematerial unter zyklischer Belastung vermehrt elongiert.
Material und Methoden: Es wurden 4 Fadenmaterialien (FiberWire #2 [FW2, Arthrex], SutureTape [ST, Arthrex], FiberTape [FT, Arthrex], No.6 Ethibond [EB6, Ethicon]) von 15 cm Länge mit 2 gleichläufigen und 5 gegenläufigen Knoten zu einer Schlaufe geknotet (jeweils n=10). Die Fadenschlaufen wurden in eine Materialprüfmaschine (ZwickRoell) eingespannt und einer Belastung mit 50 N für 500 Zyklen und anschließend mit 100 N für 500 Zyklen unterzogen. Zuletzt wurde die Versagenslast getestet (25 mm/min). Dies wurde im Anschluss im knotenlosen Aufbau wiederholt (jeweils n=10), bei dem die Fadenenden mittels Fixierungsklemme fixiert wurden. Die Gruppen wurden mittels one-way ANOVA und zwischen geknotetem und ungeknotetem Zustand mittels t-Test verglichen.
Ergebnisse: Nach zyklischer Belastung bis 50 N zeigte ST (1,9 ± 0,8 mm) eine signifikant höhere Elongation als alle anderen Gruppen (FW2: 0,5 ± 0,1 mm, FT: 0,7 ± 0,2 mm, EB6: 0,4 ± 0,1 mm) (p <0,01). Nach zyklischer Belastung bis 100 N zeigten sich FW2 (7,0 ± 0,9 mm) und ST (8,4 ± 1,7 mm) jeweils signifikant weniger elongiert als FT (11 ± 1,7 mm) und EB6 (12 ± 0,8 mm) (p <0,01). Verglichen zum knotenlosen Zustand zeigten alle Fadenmaterialien im geknoteten Aufbau eine vermehrte Elongation (Knotenelongation) nach zyklischer Belastung bis 100 N (p <0,01). Dabei zeigten ST (4,2 mm, 95%-Konfidenzintervall [KI]: 3,1-5,5 mm) und FT (5,7 mm, 95%-KI: 4,4-7,0 mm) signifikant höhere Knotenelongationen als FW2 (2,0 mm, 95%-KI: 1,0-2,9 mm) und EB6 (2,2 mm, 95%-KI: 0,4-2,2 mm) (p <0,01). FT (785 ± 62,5 N) zeigte eine signifikant höhere Versagenslast als alle anderen Fadenmaterialien (FW: 319 ± 11 N, ST: 320 ± 22 N, EB6: 331 ± 13 N) (p <0,01).
Diskussion und Schlussfolgerung: Nach Belastung bis 100 N zeigte sich eine hohe Elongation aller Fadenmaterialien. Alle Fadenmaterialien elongierten im geknoteten Aufbau mehr als im knotenlosen, was durch das Knotensetzen /-elongation erklärt werden kann. Dabei ist die Differenz bei den Tapes (FT, ST) größer als bei den Fadenmaterialien (FW2, EB6). Dies könnte im geknoteten Zustand trotz der höheren Versagenslast bei Tapematerialen zu verfrühtem Konstruktversagen führen. Tapematerialen könnten somit von einer knotenlosen Fixation profitieren.



