German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2025)
Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie 2025 (DKOU 2025)
Kombinationstherapie mit Ostarin und Raloxifen verbessert die Knochenheilung in männlichen und weiblichen Rattenmodellen
2Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Unfallchirurgie, Hannover, Deutschland
Text
Zielsetzung und Fragestellung: Knochen heilen bei Männern schneller als bei Frauen, jedoch treten mehr postoperative Komplikationen auf. Frauen hingegen haben ein höheres Risiko für Pseudarthrose und verzögerte Heilung. Mit zunehmendem Alter sinkt zudem der Spiegel der Sexualhormone, die bei Männern und Frauen eine wichtige Rolle für Knochenheilung spielen. Selektive Androgen- oder Östrogenrezeptor-Modulatoren (SARMs oder SERMs) sollen den Verlust von Sexualhormonen ausgleichen und könnten eingesetzt werden. Diese Studie untersucht die Wirkung einer Kombinationstherapie aus dem SARM Ostarine und dem SERM Raloxifen (OS+RAL) auf die Frakturheilung in zwei Rattenmodellen – einem weiblichen (Exp.1) und einem männlichen (Exp.2) – und vergleicht sie mit der jeweiligen Monotherapie.
Material und Methoden: Drei Monate alte weibliche Sprague-Dawley-Ratten (Exp.1) oder acht Monate alte männliche Ratten (Exp.2) wurden entweder intakt gelassen (gesunde Kontrolle, n=15) oder ovarektomiert (Ovx) bzw. orchiektomiert (Orx). Die Ovx-/Orx-Ratten wurden in vier Gruppen unterteilt (jeweils n=15): 1) keine Behandlung, osteoporotische Kontrolle, 2) OS-Behandlung, 3) RAL-Behandlung, 4) OS+RAL-Behandlung. Die mittleren Tagesdosen für OS und RAL betrugen 0,5 bzw. 9 mg/kg Körpergewicht. Acht Wochen nach Ovx bzw. zwölf Wochen nach Orx wurde bei allen Ratten eine bilaterale Osteotomie der Tibiametaphyse mit Plattenosteosynthese durchgeführt. Die Knochenheilung wurde fünf Wochen nach der Osteotomie in Exp.1 und sechs Wochen in Exp.2 mittels Mikrocomputertomographie, biomechanischer und histologischer Analyse untersucht. Die statistische Auswertung erfolgte mittels einfaktorieller ANOVA und Tukey-Test (p < 0,05).
Ergebnisse: In beiden Experimenten waren die biomechanischen Eigenschaften in den RAL- und OS+RAL-Gruppen signifikant besser als in der osteoporotischen Kontrolle. Diese verbesserte Biomechanik kann durch eine erhöhte Gesamt-, Kallus- und kortikale Dichte, sowie durch erhöhten Knochenvolumenanteil erklärt werden. Kallusvolumen und die Kallusfläche waren in diesen Gruppen geringer. Der Effekt von RAL war geringer als OS+RAL und OS veränderte die Knochenparameter nicht signifikant. In Exp.1 war das Uterusgewicht in den Ovx- und Ovx+RAL-Gruppen am niedrigsten, während es durch OS- und OS+RAL-Behandlungen auf das Niveau der Nicht-Ovx-Gruppe anstieg. In Exp.2 war das Prostatagewicht bei Orx- und Orx+RAL-Ratten am niedrigsten, wohingegen OS es erhöhte. Die androgene Wirkung von OS auf die Prostata wurde verringert, wenn es in Kombination mit RAL angewendet wurde.
Diskussion und Schlussfolgerung: Die Kombinationstherapie mit OS+RAL erwies sich geschlechtsunabhängig als am vorteilhaftesten für die Knochenheilung. RAL verbesserte die Heilung weniger als OS+RAL, während OS keinen Vorteil brachte. Die Kombinationstherapie OS+RAL stellt eine vielversprechende Möglichkeit dar, die Knochenheilung bei postmenopausaler und altersbedingter männlicher Osteoporose zu fördern. Allerdings sollten die potenziellen Nebenwirkungen der OS-Therapie auf die Fortpflanzungsorgane beachtet werden.



