German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2025)
Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie 2025 (DKOU 2025)
Einfluss verletzungs- und operationsassoziierter Risikofaktoren auf Streck-/Beugedefizit sowie klinische und subjektive Instabilität als negativer Prädiktor für Patient-Reported Outcome nach Tibiakopffraktur
2Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Plastische Chirurgie, Universitätsklinikum Leipzig, Leipzig, Deutschland
Text
Zielsetzung und Fragestellung: Die Wiederherstellung eines stabilen Kniegelenkes mit schmerzfreier/-armer Funktion ist das Behandlungsziel von Tibiakopffrakturen (TBKF). Die prognost. Bedeutung ligamentärer Begleitverletzungen auf Patient-Reported Outcome Measures (PROMS) ist nicht völlig geklärt und Gegenstand aktueller Forschung. Persistierende Instabilitäten beinträchtigen die Funktion, sind schmerzhaft und beschleunigen die Arthroseprogredienz. Ziel der vorliegenden Studie ist die Korrelationsanalyse der postop. Instabilität und deren Einfluss auf PROMs.
Material und Methoden: Eingeschlossen wurden in eine retrospektive, monozentrische Kohortenstudie alle TBKF-operierten Pat. (AO: 41.B1-C3: LuxFx Moore I–V) von 01/2015–08/2024 (n=482). N=224/482 (m/w: 96/128, FU-Rate: 46,47%) konnten nachuntersucht werden. Objektive Instabilität wurde durch klin. Tests/Stabilitätsprüfung erfasst. PROMs wurden mittels Knee Injury and Osteoarthritis Outcome Score (KOOS) erhoben. Die Auswertung erfolgte für kategoriale und metrische Variablen durch den Chi2- bzw. U-Test mit zusätzlich uni- und multivariater linearer Regression.
Ergebnisse: Insgesamt wurden 46,43% aller TBKF als Luxationsfx. n. Moore (luxiert/nicht luxiert 104/120; Moore 1/2/3/4/5: n=5/34/7/12/47) klassifiziert. Sign. Einflussfaktoren auf Ext.-Defizit (≥10°) waren LuxFx n.Moore, der anterolat. u. dors Zugang.
Ein Flex.Defizit ≥10° i. Seitenvergleich korrelierte sign. mit verzögerter Mobilisation (>5d bis Treppe: 4±2 vs. 6±4d), Teilbelast: >6 Wo.; Weichteilschaden, Fx-Schwere n. AO, Fixateur externe u. posteromed. Zugang.
Klinische Instab. zeigte sign. Zusammenhang mit LuxFx , die subjekt. Instab. (Giving-Way) mit Low- vs. High-Energy-Trauma, offenen Fx, posteromed. Zugang u. knöchernem Defekt (s. Tabelle 1 [Tab. 1]).
Pat. mit Instabilitätsgefühl erzielten sign. niedrigere Werte auf allen Subskalen des KOOS (Symp. R=-11,1, Sz R=-9,8, QoL R=-12,9, Sport R=-13,8, ADL R=-12,0, KOOS-Gesamt R=-14,4; 95%-KI: -7,5; -21,9). Ein Flex.Def. (≥10°) hatte einen sign. Einfluss auf die Subskalen (Symp. R=-8,3, QoL R=-13,8) sowie KOOS-Gesamt (R=-10,1). Die postop. Arthrosezunahme ≥1° n.K&L zeigte sign. Einfluss auf Subskala Symp. (R=-8.3) aber keinen Einfluss auf restliche Subskalen o. KOOS-Gesamt (p=0,098)
Diskussion und Schlussfolgerung: Die Ergebnisse der Studie zeigen einen sign. Einfluss von Verletzungs- und operationsspez. Faktoren für das postop. Streck und Beugedefizit sowie einer klinisch objektiv prüfbaren und auch subjekt. („Giving-way“) Instabilitätssymptomatik. Diese hat einen erheblichen Einfluss auf die PROMs und das klinisch-funktionelle Ergebnis. Im Vergleich hierzu stellte sich eine zunehmende Arthrose und damit wahrscheinlich auch d. Ausmaß der initialen Reposition als vergleichsweise weniger bedeutsam dar. Künftige prospektive Studien sollten den differenzierten Einfluss von ligamentären Begleitverletzungen und Qualität der initialen Repositionsqualität auf das postop. funktionelle und radiolog. Ergebnis (Arthrose) analysieren, um daraus individuelle Konzepte zur Therapieoptimierung abzuleiten.
Level of Evidence: III
Abbildung 1 [Abb. 1]





