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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2025)

Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU), Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC), Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU), Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU)
28.-31.10.2025
Berlin


Meeting Abstract

Analyse von Erste-Hilfe-Kenntnissen, Unfallfolgen und Sicherheitsequipment unter Rennradfahrer:innen

Magdalena Bonleitner 1
Victoria Hartmann 1
Arsenij Molotkov 1
Gregor Roemermann 1
Frederik Hartz 1
Markus Schwarz 1
Peter Biberthaler 1
Michael Zyskowski 1
1TU-München rechts der Isar, München, Deutschland

Text

Zielsetzung und Fragestellung: Rennradfahren hat in den letzten Jahren stark an Popularität gewonnen, wobei auch im Breitensport vermehrt mit hoher Intensität und Frequenz trainiert wird. Ziel dieser Studie war es herauszufinden welches Wissen und Erfahrung Rennradfahrerende in Erster Hilfe mitbringen, welche Gefahren bestehen und welches Sicherheitsequipment genutzt wird, um Präventionskonzepte für ein sicheres Training zu erarbeiten.

Material und Methoden: Die Datenerhebung erfolgte mittels eines über Social-Media (Strava, LinkedIn, Instagram, Facebook) verbreiteten Online-Fragebogens (SoSci Survey GmbH, München) im Befragungszeitraum 01.09.–14.10.2024. Zielgruppe waren volljährige Rennrad- und Gravel-Fahrende aller Leistungsstufen. Zur statistischen Auswertung wurden u.a. durchgeführt: Chi-Quadrat-Test, Cramérs V, Odds Ratios, Logistische und ordinale Regression, Pearson- und Spearman-Korrelationen, ANOVA, t-Test, Kolmogorov-Smirnov-Test, Residuen- und Clusteranalyse. Zusätzlich wurden SPSS (v29) für explorative Analysen und Kreuztabellen sowie Microsoft Excel (Office 365) für die Datenaufbereitung und Deskriptivstatistiken verwendet.

Ergebnisse: Teilgenommen haben n=1.336 Rennradfahrende aus 25 Ländern, (30,6% W/ 69,0% M/0,4% D), im Alter von 18–80 Jahren (Ø 39 Jahre). Hierunter kategorisierten sich 59,2% als Hobby-Sportler:in, 36,0% als Amateur: in, 4,3% als semi-professionell und 0,5% als Profis. 22,7% der untersuchten Population fahren >200 km pro Woche, die größte Population der Trainingsfrequenz stellten 3–6 Ausfahrten/Woche mit 41,9% dar.

Die Helmtragequote im Training betrug 98,8%, bei Fahrradfahrten im Alltag lediglich 49,3% – beides geschlechtsunabhängig. Ein Mobiltelefon wird von 99% der Befragten stets mitgeführt, den am Mobiltelefon vorinstallierten Notfallpass haben jedoch nur 60% aktiviert.

Kritische Verkehrssituationen erleben 31% bei mindestens jeder zweiten Aufahrt.

Ein Erste-Hilfe-Päckchen wird von nur 26% regelhaft mitgeführt. Als mäßig bis nicht vorhanden schätzen 58% der Befragten ihre Fähigkeiten zur praktischen Durchführung von Erste-Hilfe-Maßnahmen ein. Jemals einen Erste-Hilfe-Kurs besucht haben 95%, zuletzt vor Ø 9 Jahren.

Medizinischer Handlungsbedarf bei Ausfahrten war in der Vergangenheit bei 40% der Teilnehmer:innen notwendig (26% als Verletzte, 22% als Ersthelfer:in, 8% beides). 67,5% berichten von Prellungen oder Schürfwunden als schlimmste Verletzungen, 22,4% von Frakturen oder Gelenkluxationen und 7,2% von einer contusio bzw. commotio cerebri, 2,9% andere Unfallfolgen. Als subjektiv relevante Gesundheitsrisiken wurden Hitzeexposition (72%) und Kreislaufprobleme/Hypoglykämie (48%) angegeben.

Diskussion und Schlussfolgerung: Diese Studie zeigt, dass regelhaft medizinsicher Handlungsbedarf im Rennradtraining entsteht. Hohe körperliche Beanspruchung und Unfälle bei hohen Fahrgeschwindigkeiten – auch im Straßenverkehr – können zu erheblichen Verletzungen führen. Zugleich werden unzureichende Erste-Hilfe-Kenntnisse unter Rennradfahrenden ersichtlich sowie eine nicht etablierte flächendeckende Nutzung der Notfallpassfunktion, obwohl das Mobiltelefon meist mitgeführt wird. Neben einer Sensibilisierung für Verkehrssicherheit könnte eine unter dem Patronat der DGU/DGOU initialisierte Rennrad-spezifische Erste-Hilfe-Kurs-Kampagne zur Verbesserung der Kenntnisse und Versorgung unter Rennradfahrenden führen.