German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2025)
Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie 2025 (DKOU 2025)
Bedeutung der MRT-Becken in der Primärdiagnostik der osteoporotischen Beckenringfragilitätsfrakturen anhand der OFP- Klassifikation
2Abteilung Wissenschaft, BG Klinikum Bergmannstrost Halle gGmbH, Halle, Deutschland
3Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Universitätsklinikum Jena, Friedrich Schiller Universität, Jena, Deutschland
4BG Klinikum Bergmannstrost Halle gGmbH, Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Halle, Deutschland
Text
Zielsetzung und Fragestellung: Die Routinediagnostik von Fragilitätsfrakturen des Beckens erfolgt mittels konventioneller Computertomographie des Beckens (CT-B). Dabei ist zu beachten, dass retrospektive Untersuchungen die Sensitivität der CT-B (77%) im Vergleich zur Magnetresonanztomographie des Beckens (MRT-B) (96%) in der Diagnostik von Sakrumfrakturen unterlegen zeigen.
Diese prospektive monozentrische Studie untersucht die diagnostische Genauigkeit der MRT-B anhand der OF-Pelvis-Klassifikation (OFP).
Material und Methoden: Die Studie wurde von einer Ethikkommission genehmigt. In die prospektive, konsekutive Studie wurden Patienten (Evidenzgrad C) eingeschlossen, die mit tiefem lumbalen Schmerz in der zentralen Notaufnahme vorgestellt wurden. Ausschlusskriterien waren adäquate Traumata (z.B. Hochrasanztraumata) sowie Patienten unter 50 Jahren. Zeitnah wurde eine MRT-B durchgeführt. Die Auswertung erfolgte in einem randomisierten, verblindeten Verfahren durch einen auf muskuloskelettale Bildgebung spezialisierten Facharzt für Radiologie. Verletzungen wurden anhand eines standardisierten Befundungsbogens nach der OFP klassifiziert. Die deskriptive Statistik und der intermodale Vergleich wurden mittels Wilcoxon-Rang-Test mit SPSS (IBM SPSS Statistics for Windows, Version 29.0, IBM Corp, Armonk, NY, USA) durchgeführt.
Ergebnisse: In die Studie wurden 51 Patienten (35 Frauen, 16 Männer) eingeschlossen, mit einem Durchschnittsalter von 79,9 Jahren (Spanne: 54–94 Jahre; Standardabweichung: 9,8 Jahre). Basierend auf der MRT-B wurde bei 8 Patienten eine Verletzung des Beckenrings ausgeschlossen. Die Verletzungen gemäß der OFP lagen wie folgt vor: OFP 1 (n=1), OFP 2 (n=2), OFP 3 (n=26), OFP 4 (n=11) und OFP 5 (n=1). Die Sensitivität und Spezifität der CT-B im Vergleich zur MRT-B betrugen 87% bzw. 85%. Die CT-B lieferte in 69% der Fälle (35/51) die gleiche OFP wie die MRT-B (<em>p</em> = 0,054). In 6 Fällen identifizierte die MRT-B eine bilaterale Verletzung des hinteren Beckenrings, während die CT-B lediglich eine unilaterale Verletzung beschrieb. In 5 Fällen (10%) wurde in der CT-B keine Verletzung des hinteren Beckenrings festgestellt; die MRT-B hingegen identifizierte in 4 Fällen eine unilaterale Verletzung (OFP 3) und in 1 Fall eine bilaterale Verletzung (OFP 4). In 4 Fällen führte die MRT-B zu einem Downgrade in der OFP. Zwei Fälle zeigten lediglich eine unilaterale Fraktur des hinteren Beckenrings, während in zwei weiteren Fällen keine Verletzung nachgewiesen werden konnte.
Diskussion und Schlussfolgerung: Die routinemäßige Durchführung einer MRT-B bietet in der Mehrheit der Fälle keinen diagnostischen Vorteil. In 10% der Fälle wurde jedoch eine Fraktur identifiziert, die in der CT-B übersehen wurde.



