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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2025)

Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU), Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC), Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU), Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU)
28.-31.10.2025
Berlin


Meeting Abstract

AltersTraumaZentrum DGU®: Versorgungsrealität proximaler Humerusfrakturen

Charlotte Ramadan 1
Jeanette Köppe 2
Janette Iking 1
Karen Fischhuber 2
Markus Blätzinger 3
Michael Raschke 1
Josef Stolberg-Stolberg 1
J. Christoph Katthagen 1
1Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsklinikum Münster, Münster, Deutschland
2Institut für Biometrie und Klinische Forschung, Münster, Deutschland
3AUC – Akademie der Unfallchirurgie GmbH, Geschäftsstelle München, München, Deutschland

Text

Zielsetzung und Fragestellung: Zeigen sich Unterschiede des Patientenkollektives und der Versorgung proximaler Humerusfrakturen (PHF), wenn die Behandlung in einem AltersTraumaZentrum DGU® (ATZ) erfolgte?

Material und Methoden: Eine von der Akademie der Unfallchirurgie (AUC) zur Verfügung gestellte Liste der ATZ DGU® (Stand 2023) wurde über die Institutionskennzeichen der Einrichtungen mit Krankenkassendaten der BARMER zusammengeführt. Bei uneindeutiger Zuordnung von IK, Standort und Zertifikat wurden die Fälle der betreffenden Kliniken (n=3.820) ausgeschlossen. Es erfolgte eine retrospektive Analyse älterer Patient*innen ab 65 Jahren, die 2015 bis 2023 stationär mit einer PHF versorgt wurden (n=52.026). Als primäre Endpunkte wurden intra-hospitale Komplikationen sowie Kosten und Liegedauer während der primären Versorgung definiert. Neben deskriptiven Analysen erfolgte eine multivariable Analyse über logistische Regressionen.

Ergebnisse: Über den Beobachtungszeitraum nahm der Anteil der im ATZ behandelten Patient*innen von 4% 2015 auf 18,8% 2023 zu.

Es zeigte sich ein vergleichbares Patientenkollektiv: 7,7% (vs. 8,3% bei Patient*innen, die in nicht ATZ-zertifizierten Kliniken behandelt wurden) lebten vor der Aufnahme im ATZ in stationären Pflegeeinrichtungen, 82,9% (< 83,7%) waren weiblich und mehr als die Hälfte war 80 Jahre oder älter (53,2% > 50,5%). Ein ähnliches Bild ergab sich für Medikation (Osteoporosetherapie, Antikoagulation) und kodierte Vorerkrankungen (Osteoporose, Demenz, Arterielle Hypertonie, Atherosklerose, Hirninfarkt); dabei erzielte die ATZ-Kohorte maximal 2% höhere Werte. Das Gegenteil galt beispielsweise für das Vorliegen eines Diabetes mellitus, Adipositas, chronische Niereninsuffizienz oder Morbus Parkinson.

Die operative Versorgung blieb auch in ATZ mit 60,7% (> 59,4%) die häufigste Behandlungsstrategie. Das Auftreten intra-hospitaler Komplikationen ähnelte dem anderer Einrichtungen. 3,8% der Patient*innen waren auf der Intensivstation (> 3,3%, Risiko-adjustierter p-Wert >0,05), 2,6% verstarben (> 2,2%, Risiko-adjustierter p-Wert >0,05). Die Diagnose Delir wurde etwas häufiger kodiert (6,1% > 4,6%, Risiko-adjustierter p-Wert <0,001).

Im Anschluss erfolgte geringfügig seltener eine Entlassung in eine Pflege- (8,6% < 8,8%), etwas häufiger die in eine Rehabilitationseinrichtung (3,4% > 2,7%).

ATZ-Patient*innen wiesen im Mittel eine vergleichbare Liegedauer und leicht erhöhte Fallkosten auf (p<0,01; vgl. Abbildung 1 [Fig. 1]).

Abbildung 1

Diskussion und Schlussfolgerung: ATZ zeigten kein auffällig abweichendes Patientenkollektiv, zudem wurde dort nicht häufiger operativ therapiert als in anderen Kliniken. Die Fallkosten fielen geringfügig höher aus. Intra-hospitale Komplikationen traten in ähnlicher Häufigkeit auf; weitere Analysen werden zeigen, ob das langfristige Outcome bei PHF durch die Behandlung in ATZ verbessert wird. Die Entlassungsgründe deuten einen verringerten Pflegebedarf und eine vermehrte Rehabilitationsfähigkeit an.