65. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie
65. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie
Die nekrotisierende Fasziitis des Unterarmes – eine lebensbedrohliche Erkrankung
Text
Fragestellung: Die nekrotisierende Fasziitis ist eine seltene, foudroyant verlaufende nekrotisierende Infektion von Haut, Unterhautgewebe und Faszien. Wir berichten über den Krankheitsverlauf eines Patienten.
Methodik: Ein älterer Patient stellte sich auf Drängen seiner Familie in der Notaufnahme unseres Krankenhauses mit zunehmender Dyspnoe und seit mehreren Tagen bestehender schmerzhafter Rötung und Schwellung des linken Unterarmes vor. Bei Aufnahme zeigte sich ein septischer Patient mit einer metabolischen Azidose, akutem Nierenversagen, einem entgleisten Diabetes mellitus Typ 2 und einem pathologischen qSOFA-Score. Der linke Unterarm war geschwollen, gerötet und es zeigten sich mehrere, palmar gelegene, bläulich-graue, konfluierende, gefüllte Blasen.
Unter perioperativer kalkulierter antibiotischer Therapie wurde notfallmäßig am Aufnahmetag die Exploration mit Debridement und Spülung durchgeführt. Bei der geplanten Revision am Folgetag zeigte sich dann eine zunehmende grünlich zerfließende Nekrose der Faszien der Unterarmmuskulatur und eine Ausbreitung der Infektion Richtung Oberarm und Hand, so dass neben einem radikalen Debridement auch die Spaltung und Inspektion der Loge de Guyon, des Karpalkanals und des Parona-Raumes erfolgte. Aufgrund des foudroyanten Verlaufs wurde am Folgetag eine erneute Revision geplant. Hier zeigten sich dann zunehmende Nekrosen von Muskeln und Sehnen, die FDS D 3 und FCR Sehne mussten reseziert werden. Im weiteren Tagesverlauf verschlechterte sich der Patient zunehmend, eine Stabilisierung des Kreislaufes gelang nicht mehr und der Patient verstarb an einem Multiorganversagen.
Ergebnisse: Trotz moderner Intensivmedizin und adäquater chirurgischer Therapie ist die Mortalitätsrate der nekrotisierenden Fasziitis durch nicht beherrschbare septische Schockzustände mit Multiorganversagen sehr hoch.
Schlussfolgerung: Die einzige lebensrettende Therapie besteht in einer frühzeitigen Diagnose, radikaler Nekrosektomie und sofortiger kalkulierter Antibiotikagabe, auf deren Besonderheiten wir im Einzelnen eingehen möchten.



