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65. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie
16.-18.10.2025
Würzburg


Meeting Abstract

Neue Wege zu alten Zielen – ist die Swanson-Prothese bei fortgeschrittener Arthrose im Fingergrundgelenk alternativlos?

Richard Tobias Moeller 1
Simon Bauknecht 1
Martin Mentzel 1
Daniel Vergote 1
1Klinik für Unfall-, Hand-, Plastische und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsklinik Ulm, Ulm, Deutschland

Text

Fragestellung: In über 98% werden Silikonplatzhalter (Swanson-Prothesen) als Therapieoption bei schmerzhafter, höhergradiger Arthrose der Fingergrundgelenke verwendet. Eine Hauptursache für Revisionen liegt im Bruch der Ein-Komponenten-Prothese. Die alternativ verfügbaren Zwei-Komponenten-Prothesen aus Pyrocarbon zeigen im Verlauf gelockerte Komponenten im Metakarpale- bzw. Grundgliedschaft. Der vorliegende Fall präsentiert eine weitere Option des alloplastischen Grundgelenkersatzes mittels einer Oberflächenprothese.

Methodik: Eine 36-jährige Patientin stellte sich mit einer isolierten Arthrose im Grundgelenk (MCP) des Ringfingers bei M. Dieterich vor. Eine konservative Therapie mit Ruhigstellung und Kortisonstoßtherapie ergab keine Linderung der belastungsabhängigen Schmerzen. Nach Aufklärung über Therapieoptionen wurde mit der Patientin die Implantation einer Mittelgelenksoberflächenersatzprothese im Grundgelenk im Sinne einer zulassungsüberschreitenden Anwendung vereinbart. Die Prothese wurde über eine dorsale Hautinzision implantiert. Postoperativ wurde nach 2 Wochen mit der physiotherapeutisch assistierten Mobilisierung der MCP-Gelenke aus der Schiene unter besonderer Beachtung der Streckung begonnen, nach 8 Wochen konnte die Hand belastet werden. Ihren Beruf als Krankenschwester konnte die Patientin nach 12 Wochen aufnehmen. Der postoperative Verlauf wurde nach 1, 3, 6 und 12 Monaten radiologisch und klinisch mit Erhebung der Gesamtbeweglichkeit des Fingers und DASH Score dokumentiert.

Ergebnisse: Die Operationsdauer betrug 102 Minuten ohne peri- oder postoperative Komplikationen. Die Prothesenkomponenten heilten primär ohne Lockerungszeichen ein. Die präoperative Gesamtbeweglichkeit der Fingergelenke des Ringfingers von 215° verbesserte sich im ersten Jahr um 90° auf 305° und erreicht damit 98,4% der kontralateralen Beweglichkeit. Der DASH Score verbesserte sich von 25,8 Punkten auf 0,8 Punkte. Subjektiv war die Patientin schmerzfrei und zufrieden mit dem operativen Ergebnis. Ihren Beruf als Krankenschwester konnte sie ohne Einschränkungen ausführen.

Schlussfolgerung: Der alloplastische Oberflächenersatz stellt eine neue Therapiealternative zu den Silikonplatzhaltern bei fortgeschrittener Grundgelenksarthrose dar. Neben der einfachen Implantation bleibt der Schaftbereich der Knochen aufgrund der sparsamen Resektion für Revisionsoperationen unberührt. Der vielversprechende postoperative Verlauf des vorgestellten Falles zeigt eine deutliche Zunahme der Gesamtbeweglichkeit und der Gesamtfunktion der Hand im Alltag. Die Ergebnisse ermuntern zur Überprüfung des Verfahrens an einem größeren Kollektiv im Rahmen von kontrollierten Studien mit Evaluation langfristiger Ergebnisse.