65. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie
65. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie
Rekonstruktion des radiolunären Gelenks nach traumatischer Zerstörung mittels freier, nicht-vaskularisierter Transplantation des zweiten Metatarsophalangealgelenks bei einem 12-jährigen Mädchen unter Verwendung von 3D-Planung – ein Fallbericht mit einjährigem Follow-up
2Hand-, Replantations- und Mikrochirurgie an der Charité Universitätsmedizin Berlin, BG Unfallkrankenhaus Berlin, Berlin, Deutschland
Text
Fallbericht
Hintergrund: Osteochondrale Defekte des radiolunären Gelenks stellen insbesondere bei jungen PatientInnen eine seltene, jedoch komplexe Herausforderung dar. Salvage-Verfahren wie Handwurzelfusionen sind aufgrund der dauerhaften Funktionseinschränkung für Heranwachsende meist ungeeignet. Eine anatomisch-funktionelle Rekonstruktion stellt in solchen Fällen eine vielversprechende Alternative dar.
Fallbeschreibung: Ein 12-jähriges Mädchen stellte sich mit einer schmerzhaften Bewegungseinschränkung des linken Handgelenks vor, vier Jahre nach einer konservativ behandelten distalen Radiusfraktur. Bildgebend zeigte sich eine isolierte Zerstörung der radiolunären Artikulation mit einem großen osteochondralen Defekt. Aufgrund der Ablehnung einer Teilfusion wurde für eine biologische Rekonstruktion mittels autologer osteochondraler Transplantation entschieden. Die komplexe Rekonstruktion wurde mit CT-basierter 3D-Planung und patientenspezifischen Implantaten durchgeführt.
Operatives Vorgehen: Die Fossa lunata wurde durch ein Transplantat aus der Basis der proximalen Phalanx des zweiten Zehs rekonstruiert; die proximale Gelenkfläche des Lunatums wurde mit einem OATS®-Transplantat aus dem Metatarsalköpfchen desselben Zehs ersetzt. Die Transplantation erfolgte mithilfe 3D-gedruckter Resektionsschablonen sowie einer patientenspezifisch designten Radiusplatte. Am Spenderzeh wurde eine funktionserhaltende Resektionsarthroplastik durchgeführt.
Ergebnisse: Zwölf Monate postoperativ zeigte sich eine nahezu vollständige Wiederherstellung der Handgelenksfunktion (Extension/Flexion:50°/0°/80°, DASH-Score:5, Griffkraft:77% der Gegenseite). Die Bildgebung belegte eine vollständige knöcherne Integration beider Transplantate. Die Spenderregion zeigte postoperativ weder funktionelle Einschränkungen noch relevante Beschwerden; PROMs und Ganganalyse ergaben exzellente Resultate (LEFS:79/80, FFI:0%, AOFAS:100).
Schlussfolgerung: Dieser Fallbericht dokumentiert die weltweit erste simultane biologische Rekonstruktion beider Gelenkpartner des radiolunären Gelenks bei einem Kind. Die Kombination aus autologen osteochondralen Transplantaten, 3D-Planung und patientenspezifischer Implantattechnik ermöglicht eine anatomisch präzise Wiederherstellung bei gleichzeitiger Erhaltung der Gelenkfunktion und stellt damit eine vielversprechende Alternative zu konventionellen Fusionsverfahren in der pädiatrischen Handchirurgie dar.
Abbildung 1 [Abb. 1]
Abbildung 1: A: Präoperatives CT und 3D-Planung, B: Introperative Bilder der Rekonstruktion, C: (links) CT 3 Monate postoperativ mit vollständiger Konsolidierung der Transplantate
Abbildung 2 [Abb. 2]
Abbildung 2: A: Funktionsaufnahmen ein Jahr postoperativ, B: Funktionsaufnahmen beider Füße, C: Ganganalyse Prä- und ein Jahr postoperativ: ein harmonisches Muster beidseits ohne Einschränkung des Gangbildes, D:Pedobarography beider Füße beim Laufen (links: präoperativ, rechts: ein Jahr postoperativ).



