65. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie
65. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie
Daumenamputation – Verletzungsmuster, Versorgungsmöglichkeiten und Replantationserfolge über 2 Jahrzehnte
Text
Fragestellung: Daumenamputationen stellen aufgrund der hohen funktionellen Bedeutung des Daumens eine absolute Indikation zur Replantation dar. In der Literatur sind Erfolgsraten von bis zu 80% verzeichnet. Da die Genese der Amputationsverletzung differiert, sind niedrigere Erfolgsraten denkbar, im kompetitiven klinischen Umfeld aber schwierig zu kommunizieren. Ziel dieser Studie war es die Erfolgsraten der Daumenreplantation retrospektiv zu eruieren, um daraus Empfehlungen ableiten zu können.
Methodik: In diese retrospektive Datenanalyse wurden Patienten eingeschlossen, die im Zeitraum zwischen 2004 und 2024 mit einer Daumenamputation zur Versorgung zugewiesen wurden. Neben demographischen Daten wurde die Art der Amputationsverletzung, die Amputationshöhe, Replantationsversuche, Komplikationen sowie weitere Operationen erfasst.
Ergebnisse: Insgesamt konnten knapp 400 Fälle identifiziert werden, wo eine Amputationsverletzung des Daumens vorlag. In 78 Fällen handelte es sich um Daumenkuppenamputationen, bei weiteren 94 Fällen konnte aufgrund der Amputatdestruktion oder eines fehlenden Amputats keine Replantation durchgeführt werden. In 142 Fällen wurde eine Replantation durchgeführt. Als Verletzungsursache war bei mehr als der Hälfte der Fälle eine halbscharfe oder stumpfe Amputation dokumentiert. Die Erfolgsrate insgesamt lag bei 69%.
Schlussfolgerung: Da der Verlust des Daumens eine schwere funktionelle Beeinträchtigung darstellt, ist die Indikation zur Replantation sehr niederschwellig zu stellen. Dies bedingt, dass auch Fälle mit ungünstigen Verletzungsmustern einer Replantation zugeführt werden. Daher ist auch eine niedrige Erfolgsrate zu erklären. Da grundsätzlich die Anzahl der Amputationsverletzungen seit Jahren rückgängig ist, reduziert sich auch die operative Exposition und die Fallzahl für den einzelnen Behandler. Eventuell ist die Erfolgsrate für sich alleine kein guter Parameter um Indikationen zu Replantation zu hinterfragen. Da nur in wenigen Fällen, wie allgemeiner Gefährdung des Patienten, ein Replantationsversuch unterbleiben sollte ist aufgrund der breiten Indikationsstellung zur Replantation, die eine hohe Zahl an ungünstigen Verletzungsmechanismen einschließt, mit niedriger Erfolgsrate zu rechnen.



