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32. Jahrestagung der Sachsen-Anhaltisch-Thüringischen Augenärztegesellschaft – SATh 32

Sachsen-Anhaltisch-Thüringische Augenärztegesellschaft (SATh) e.V.
12.-13.09.2025
Oberhof


Meeting Abstract

Strabismus divergens intermittens

Jürgen Walther 1
1Erfurt

Text

Der Vortrag befasst sich mit dem Strabismus divergens intermittens (intermittierende Exotropie), einer Schielform, die durch wechselnde Phasen von Parallelstand mit binokularem Sehen und manifestem Auswärtsschielen mit Suppression oder Panoramasehen gekennzeichnet ist.

Entstehungshypothesen gehen von einer anomalen divergenten Ruhelage der Augen oder einer pathologisch erhöhten Divergenzinnervation aus. Klinisch tritt die Erkrankung meist schon im Kindesalter auf, seltener zwischen dem 30.–45. Lebensjahr, und äußert sich neben der Abweichung eines Auges nach außen unter anderem auch durch zeitweises Zukneifen eines Auges bei Lichteinfall sowie ein reduziertes binokulares Sehen, ohne Doppeltsehen oder ausgeprägte asthenopische Beschwerden.

Die Einteilung erfolgt in verschiedene Typen (Neutraltyp, Divergenzexzesstyp, Pseudodivergenzexzesstyp, Konvergenzschwächetyp), abhängig von der Differenz zwischen Fern- und Nahwinkel. Diagnostisch wichtig sind neben dem Refraktionsausgleich wiederholte Messungen des Schielwinkels und des BOS, da die Kompensationsfähigkeit des Schielwinkels und die Qualität des BOS schwankt.

Therapeutisch stehen konservative Ansätze wie Okklusion, orthoptische Übungen oder in Ausnahmefällen Minusgläser zur Verfügung, wobei Prismen kaum Nutzen zeigen. Operativ ist eine Intervention angezeigt, wenn die Binokularfunktion gefährdet ist, z. B. bei häufigem manifestem Schielen oder sozial störender Auffälligkeit. Die chirurgische Strategie richtet sich nach dem Typ der Exotropie und zielt auf eine Vollkorrektur des präoperativen Winkels.

Die Prognose bleibt aufgrund hoher Rezidivraten herausfordernd: In 30–40% der Fälle ist innerhalb von zwei Jahren ein Zweiteingriff notwendig. Eine gezielte Überkorrektur mit längerer postoperativer Diplopie gilt nicht als empfehlenswert. Daher ist eine ausführliche präoperative Aufklärung über die Rezidivwahrscheinlichkeit essenziell.