32. Jahrestagung der Sachsen-Anhaltisch-Thüringischen Augenärztegesellschaft – SATh 32
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TINU-Syndrom in Uniform: Uveitis als Schlüssel zur Diagnose eines TINU-Syndroms bei dialysepflichtiger Soldatin
Text
Hintergrund: Das Tubulointerstitielle-Nephritis-und-Uveitis-Syndrom (TINU) bezeichnet das seltene Krankheitsbild einer bilateralen anterioren Uveitis und akuter tubulointerstitiellen Nephritis, das insbesondere junge Frauen betrifft. Als Ursache wird eine immunvermittelte Reaktion vermutet, wobei die Genese bislang nicht abschließend geklärt ist. Aufgrund der Seltenheit der Erkrankung von circa 1–2% aller Uveitiden wird die TINU häufig als Differentialdiagnose übersehen.
Methoden: Wir berichten über eine 41-jährige Soldatin mit rezidivierender beidseitiger Uveitis anterior, die erst nach Beginn eines akuten Nierenversagens auftrat. Im September 2024 erlitt die Patientin einen grippeähnlichen Infekt, gefolgt von gastrointestinalen Beschwerden mit Übelkeit und Erbrechen. Im Oktober 2024 wurde im Rahmen einer laborchemischen Untersuchung durch den Hausarzt bei ausbleibender Besserung des Allgemeinzustandes ein stark erhöhtes Kreatinin festgestellt, woraufhin die Diagnose eines akuten Nierenversagens gestellt wurde. Es erfolgte eine intermittierte Dialysebehandlung und eine Nierenbiospie erbrachte eine ausgeprägte tubulointerstitielle Nephritis. Im Januar 2025 kam es schließlich zu Schmerzen und einer Sehverschlechterung auf dem linken Auge. Hier wurde eine Uveitis anterior mit Keratopräzipitaten, einem Vorderkammerreizzustand und bereits vorhandene hintere Synechien diagnostiziert. Im Folgemonat trat auch eine Uveitis anterior auf dem rechten Auge auf, sodass schließlich der Verdacht eines TINU-Syndroms in Erwägung gezogen wurde. Infolgedessen wurde laborchemisch eine ausgeprägte Erhöhung des Beta-2-Mikroglobulins nachgewiesen, was die Verdachtsdiagnose unterstützte. Unter lokaler Kortikosteroidtherapie besserte sich die Uveitis beidseits, jedoch kam es im Verlauf unter Reduktionsversuchen zu Uveitisrezidiven.
Ergebnis: Die Diagnose des TINU-Syndroms wurde retrospektiv gestellt auf Basis der Histologie, des erhöhten Beta-2-Mikroglobulins sowie der gleichzeitig bestehenden tubulointerstitiellen Nephritis und Uveitis. Unter lokaler Kortikosteroidtherapie kam es zu einer Besserung, jedoch traten bei Reduktion aktuell Uveitisrezidive auf.
Schlussfolgerung: Dieser Fall verdeutlicht die diagnostische Herausforderung eines TINU-Syndroms mit zunächst isolierter, dialysepflichtiger Nephritis und erst zeitlich verzögerter Uveitis. Rezidivierende Uveitisverläufe unter Reduktion der Lokaltherapie zeigen auf, wie komplex die Behandlung verlaufen kann. Weitere Therapieansätze können eine systemische Kortikosteroidtherapie oder eine immunsupprimierende Therapie darstellen. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit ist hierbei essenziell für die Diagnosestellung und Langzeitbetreuung.



