98. Versammlung des Vereins Rhein-Mainischer Augenärzte
98. Versammlung des Vereins Rhein-Mainischer Augenärzte
Sicht unter Druck
Text
Hintergrund: Die idiopathische intrakranielle Hypertonie (IIH) ist eine Erkrankung unbekannter Ursache, die durch einen chronisch erhöhten Hirndruck gekennzeichnet ist. Die wichtigste neurologische Manifestation ist eine beidseitige Papillenschwellung (selten einseitig). Symptome umfassen Kopfschmerzen (84%), Übelkeit/ Erbrechen, fluktuierende Sehstörungen (68%), pulssynchroner Tinnitus (52%), horizontale Diplopie (18%). Das Auftreten (sub-)akuter Symptome sollte dabei als klinischer Notfall betrachtet werden, bis eine kranielle Bildgebung das Vorhandensein einer intrakraniellen Masse ausschließt. Sobald dies erfolgt ist, wird eine Lumbalpunktion (LP) durchgeführt, um einen erhöhten Öffnungsdruck zu bestätigen und den Liquor zu untersuchen. Therapieoptionen beinhalten im Akutfall die rasche Senkung des Liquordrucks sowie langfristig eine konsequente Gewichtsreduktion, eine medikamentöse Therapie (z.B. Azetazolamid oder Furosemid) oder in schweren Fällen eine chirurgische Intervention mittels Shunts, Stenteinlage oder Fenestration der Sehnervenscheide. Unbehandelt kann ein chronisches Papillenödem zu einer sekundären progressiven Optikusatrophie, einem Gesichtsfeldausfall und schließlich zur Erblindung führen.
Fallbeschreibung: Ein 81-jähriger Patient stellte sich in unserer Klinik mit einer seit 8 Tagen bestehenden, fluktuierenden Sehverschlechterung vor. Weitere Beschwerden, die über das Sehen hinausgehen, wurden vom Patienten verneint.
Befund: Der bestkorrigierte Visus (BCVA) zeigte sich beidseits reduziert (RA 0,8 LA 0,5). In der Funduskopie sowie in der Bildgebung (OCT) konnte eine deutliche Papillenschwellung festgestellt werden. In der darauf durchgeführten kraniellen Bildgebung konnten Anzeichen eines gesteigerten intrakraniellen Drucks festgestellt werden, sodass die neurologische Vorstellung erfolgte. Im Verlauf wurde eine Lumbalpunktion durchgeführt, in der ein erhöhter Hirndruck festgestellt und erfolgreich abgelassen wurde. Die Papillenschwellung zeigte sich darauf nahezu vollständig rückläufig.
Schlussfolgerung: Nach erfolgter Liquorpunktion konnte das allgemeine Wohlbefinden und auch die subjektiven Sehbeschwerden des Patienten wieder verbessert werden. Eine weitere Intervention zur Senkung des Hirndrucks war nicht mehr nötig. Im weiteren Verlauf konnten wir schließlich auch die Katarakt-Operation für den Patienten planen.



